Es ist Zeit für ein Geständnis. Ja, ich habe es getan. Als Smartphone-Hasser, der jahrelang gegen den Strom geschwommen ist, habe ich mich nun tatsächlich vom guten alten Nokia-Handy getrennt und ein intelligentes Telefon erworben. Eigentlich war und ist mir die ständige Verfügbarkeit virtueller Welten extrem zuwider. Mich nerven Menschen, die keine Gelegenheit auslassen, um ihr Gesicht vor die Linse zu halten und ihre Gefolgschaften mit einer endlosen Flut von Selbstporträts zu beglücken. Ich bemitleide Zeitgenossen, die keine fünf Minuten Wartezeit überbrücken können, ohne sich von YouTube und Co. berieseln zu lassen und ich kann es nicht ausstehen, wenn Freunde inmitten einer entspannten Kneipenrunde völlig in ihr Smartphone vertieft sind, anstatt den Moment zu genießen und die Gesellschaft der realen Menschen um sich herum zu schätzen. Woher kommt also der plötzliche Sinneswandel? Es begann als ein unschuldiger Samstagmorgen. Die Sonne schien, die Vögel zwitscherten und ich machte mich gemeinsam mit meinem kleinen Sohn auf, einen guten Freund und seine Familie in seinem Kuhkaff in Niedersachsen zu besuchen. In Ermangelung eines Smartphones und eines Navigationsgerätes druckte ich mir für die rund 150 Kilometer lange Strecke die Wegbeschreibung von Google Maps aus und es kam, wie es kommen musste. Wir verfuhren uns heillos in einem Labyrinth aus Straßen ohne Namen, die auch noch alle gleich aussahen. Das Ende vom Lied: Mein Freund musste mich mit seinem Auto abholen und wir fuhren hinterher. Früher hatten mir solche Irrfahrten nichts ausgemacht. Doch mit dem quengelnden Filius im siedend heißen Auto hielt sich der Spaß an der Erkundung unbekannten Terrains in Grenzen. Nach einem insgesamt doch sehr vergnüglichen Wochenende beschloss ich also, von meinem hohen Ross runterzukommen und mir ein intelligentes Telefon zuzulegen. Denn wenn ich ehrlich bin, bedurfte ich schon oft der Hilfe derer, die ein Smartphone ihr eigen nennen – sei es beim Musikhören im Park, wenn ich spontan eine Telefonnummer benötigte oder wissen wollte, wie lange dieses oder jenes Geschäft geöffnet hat. Von einem Freund erhielt ich schließlich ein ausrangiertes Telefon, das mit seinen Rissen im Display zwar keinen Schönheitspreis mehr gewinnt, aber angeblich immer noch tadellos funktioniert. Wenn ich nur wüsste, wie ich es einschalte. pa