Wenn es etwas am Sommer gibt, das ich nicht mag, dann ist es dieser schreckliche Zwang zur aktiven Freizeitgestaltung. Die warmen Temperaturen der letzten Wochen haben die in puncto Wetter normalerweise arg gebeutelten Norddeutschen geradezu dazu gedrängt, sich in Scharen an Ostsee, Freibad oder Badesee zu tummeln, Nachbarn und Freunde zu lauschigen Grillabenden einzuladen oder die eine oder andere Fahrradtour durch die heimische Natur zu unternehmen. Ich habe bisher davon abgesehen. Nicht, dass ich derlei Aktivitäten nichts abgewinnen könnte, aber diese Nötigung, die paar schönen Tage bestmöglich nutzen zu müssen, ist einfach nicht meins. Statt mich der prahlen Sonne auszusetzen, möchte ich derzeit viel lieber lesen oder einfach stumpf Netflix gucken.
Doch irgendetwas hindert mich daran, diese Art des Zeitvertreibs so richtig zu genießen. Es ist eine innere Stimme, die mich permanent daran erinnert, dass auf die rar gesäten schönen Sommertage wieder zehn Monate voller Schietwetter folgen werden. Wenn der Sommer sich dem Ende neigt, versuche ich dann Jahr für Jahr die ganze vertrödelte Zeit nachzuholen – fast so wie in den letzten fünf Minuten einer Klassenarbeit, in denen man noch mal alles aufschreibt, was einem gerade so einfällt, um die drohende Fünf doch noch abzuwenden. Am besten klingel ich gleich mal drüben bei Thomas. Vielleicht hat er Lust, mit mir zum Strand zu radeln oder einen lauschigen Grillabend zu verbringen. Aber erst einmal lege ich mich wieder auf die Couch und fange die neue Staffel meiner Netflix-Serie an – nicht ohne schlechtes Gewissen natürlich. pa