Früher war ja alles besser. Sogar das Kranksein. Wenn ich zu Schulzeiten ein Kratzen im Hals verspürte, machte sich gleich die Vorfreude breit. Vorfreude auf ein bis zwei entspannte Tage vor der Glotze. Während sich die Mitschüler mit Algebra, Vokabeln lernen und dergleichen herumärgern müssen, würde ich mich mit Gummibären und Halstee auf die Couch fläzen und eine Asterix-VHS-Kassette nach der anderen in den Videoplayer stecken. Meine Mutter würde sich ab und zu nach meinem Wohlbefinden erkundigen und mir mittags mein Lieblingsessen, Spaghetti Bolo, kredenzen. Auch zu meiner Studentenzeit und in den ersten Jahren in der Arbeitswelt kam mir die eine oder andere krankheitsbedingte Verschnaufpause im Jahr gut zu pass. Viel hatte sich eigentlich nicht verändert. Statt Spaghetti Bolo gab’s halt Tiefkühlpizza und die mütterliche Fürsorgepflicht übernahm nun die Freundin. Und heute? Von Spaß keine Spur.
Während ich diese Zeilen schreibe werde ich bereits seit fünf Tagen von hartnäckigem Husten und Schnupfen geplagt. Und das Blöde an der Geschichte: Meine Frau liegt natürlich auch flach. Vergnügliches Kranksein sieht anders aus. Morgens im Bett noch mal umdrehen? Fehlanzeige! Unser Dreijähriger will morgens schon ab 6.30 Uhr bespaßt werden. Danach: Frühstück vorbereiten, Sohnemann in der KiTa abgeben, Medikamente für meine bessere Hälfte in der Apotheke besorgen, Homeoffice, Mittagessen kochen, weiterarbeiten, ab zur KiTA, um den Filius einzusammeln, Spielen, Abendessen. Zu einem echten Feierabendritual hat sich der Corona-Schnelltest entwickelt. Auch wenn der zweite Strich ausbleibt, mag man es ja kaum glauben, dass es sich bei den alarmierenden Symptomen tatsächlich nur um eine Otto-Normal-Erkältung handeln soll. Wenn der Lütte im Bett ist, lassen sich meine Frau und ich zum Abschluss eines anstrengenden Tages in die Couch fallen und stellen dabei fest, dass sich fast alle Asterix-Filme über einen Streamingdienst kostenfrei schauen lassen – ohne Bildaussetzer und leiernden Ton. Vielleicht war früher ja doch nicht alles besser. pa