4. Mai 2024
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Wenn Frauchen mit mir joggt

Oh, es geht wieder los. Sie zieht die neuen Laufschuhe an. Die sollen schreiend bunt sein. Das hat jedenfalls mein Herrchen gesagt, als Frauchen die neuen Schuhe aus dem Karton gepackt hatte. Ich kann das nicht so sehen. „Schwarz, neongrün, zitronengelb und pinke Sohle, das tut ja in den Augen weh“, sagte er und zog eine Grimmasse. „Das ist jetzt angesagt“, sagte sie. Außerdem kann man mich dann besser sehen“, meinte sie auch noch. „Besser sehen? Du trägst die Schuhe doch an den Füßen. Wer guckt denn da hin?“, fragte er. „Du solltest dir lieber ein leuchtend rotes Sweatshirt kaufen statt dieser schwarzen Dinger.“ Das ging immer so weiter. Schließlich stritten sie sich über Farben, welche zusammenpassen und überhaupt, welche zu wem passen. Im Moment sind die beiden sehr leicht aus der Ruhe zu bringen. Daher bin ich immer froh, wenn es endlich zur Joggingrunde geht.
„Na, komm, Bobby, wo bleibst du denn?“ Es dauerte so lange, bis sie endlich fertig war. Sie musste noch ein paar Mails checken, den Küchentisch aufräumen und die Betten machen.

Inzwischen war mir so langweilig, dass ich wieder in mein Körbchen gegangen bin und fast eingeschlafen wäre. Doch dann sprintete ich zur Tür und auf ging’s. „Wir laufen zum Park“, murmelte sie. Park, dachte ich, heißt immer: kurz joggen, quatschen, kurz joggen, wieder quatschen. Na, besser als drinnen zu sein. Wir liefen an der alten Eiche vorbei bis zum See. Sie entdeckte die ältere Nachbarin von nebenan, die auf der Bank saß und vor sich hin guckte. Als sie uns sah, strahlte sie. „Hallo Bobby, komm doch mal her. Ich hab was ganz Feines für dich“, rief sie ganz laut, als ob wir schwerhörig seien. Wieder diese muffigen Kekse dachte ich, wedelte aber mit dem Schwanz, weil ich wollte, dass sie sich freute. Es gelang mir. Dann setzte sich mein Frauchen neben sie, das heißt mit einem großen Abstand, und sie quatschten. Beide mit diesen fürchterlichen Masken. Inzwischen wollte ich mal gucken, was am Ufer los ist. Ich hatte kaum ein paar Schritte gemacht, da hörte ich die Rufe. „Bobby, kommst du wohl her. Du sollst doch nicht allein herumstromern hab ich dir gesagt!“ Da ich ein braver Hund bin, zumindest ab und zu, trottete ich zurück zur Bank und legte mich vor sie – das Wasser im Blick. Vielleicht konnte ich etwas Interessantes entdecken, dachte ich. Das Quasseln über dies und das nahm kein Ende.

Ich hörte Wortfetzen: Corona, ich kann’s nicht mehr hören. Hunde sollen ja jetzt auch … Was, kann doch nicht sein! Doch, es soll Mutanten geben, die von Menschen auf den Hund übertragen werden. Ham sie in China entdeckt. Die sollen auch krank werden, hab ich gehört, aber nicht so schlimm. Sie arbeiten schon an einer Impfung für Tiere. Schon wieder was Neues, dachte ich und langweilte mich. In dem Moment schoss ein Kinderwagen seitlich an der Bank vorbei direkt auf das Wasser zu. Im Nu war ich hellwach. Endlich etwas los. Ein junger Mann rannte dem Kinderwagen hinterher, fuchtelte mit den Armen und schrie: „Den Kinderwagen aufhalten!“ Jetzt war mein Typ gefragt. Ein kurzer Sprint, eine Drehung nach rechts und ich landete vor dem Kinderwagen, dessen Vorderräder gerade ins Wasser eintauchten. Geschafft! Der Mann war völlig außer Atem, als er uns erreichte, obwohl er noch so jung war. Er hielt den Kinderwagen und guckte hinein. Kein Laut drang aus ihm. Dann nahm er das Baby auf den Arm, das dann fürchterlich zu schreien anfing. Er hatte es wohl aus seinem friedlichen Schlaf geweckt. Mit erstaunten Augen sah er mich und sagte: „Nicht zu fassen, können Hunde klug sein.“

© Foto: Dirima / depositphotos.com

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