2. Mai 2024
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Weihnachtsgeschichte

Susi und die wunderbare Begegnung

Susi war ganz aufgeregt – wie jedes Jahr im Dezember. Sie wusste inzwischen längst, dass es einen echten Weihnachtsmann nicht gab.

Ganz im Geheimen wünschte sie es sich zwar, aber als großes Mädchen, das gerade in die Schule gekommen war, behielt sie ihre Träume lieber für sich. Nur dem Opa erzählte sie manchmal davon. Der konnte sie verstehen. Überhaupt war er etwas anders als „normale“ Leute, fand sie. Er hatte struppelige, graue Haare, schöne, funkelnde blaue Augen und war immer lustig angezogen: rote Hose und gelbe Schuhe, dazu einen bunten Schal. Opa Jan war ihr Lieblingsopa oder vielleicht sogar ihr Lieblingsmensch, außer Mama und Papa natürlich. Leider wohnte er nicht in ihrer Nähe und sie sah ihn nicht so oft. Dafür telefonierten sie öfters oder skypten, wenn Mama und Papa dabei waren. Zu Weihnachten jedoch und auch zu Ostern und an anderen wichtigen Tagen, wie ihrem Geburtstag, kam Opa Jan immer mit seinem lustigen Auto – einer klapprigen, alten Ente – zu ihnen. Man dachte, hoffentlich fällt das Auto nicht zusammen, aber er „läuft und läuft“, sagte Opa. Trennen wollte er sich nicht davon. „Man kann doch nicht einfach was wegschmeißen, was noch geht“, meinte er jedes Mal, wenn er auf unseren Hof fuhr und uns begrüßte. Dann gab er dem Auto einen Klaps auf die Kühlerhaube. Das antwortete mit einem leichten Klappern. „Siehste, das findet meine Ente auch.“

Vor Weihnachten war es etwas hektischer zu Hause. Viel Spaß hatte Susi bei der Weihnachtsbäckerei, zu der sie ihre besten Freunde Pepe und Kati einlud. Es roch immer so gut in der Küche nach Zimt, Vanille und Apfelsinenschale. Außerdem konnten sie zwischendurch, wenn Mama gerade mit etwas anderem beschäftigt war, mal eben den Teig probieren. Und sie durften die Weihnachtsplätzchen nach Lust und Laune selbst dekorieren. Mit Zuckerguss, bunten Perlen, geschmolzener Schokolade und Puderzucker. Natürlich ging es außerdem um Geschenke. Obwohl es den Weihnachtsmann nicht gab, das wusste sie inzwischen, zumindest sagte es ihr Kopf, durfte sie eine Wunschliste an den Weihnachtsmann schreiben. Das dauerte länger, aber etwas schreiben konnte sie schon und Mama half ein wenig. Dann kam eine traurige Nachricht. Opa sagte, dass er zu Weihnachten wohl erst abends zum Weihnachtsbraten da sein würde, weil er vorher einen Freund besuchen wollte. Der war dieses Jahr ganz allein. Sonst war es so, dass Opa und Susi den Tannenbaum schmückten – nur sie beide. Die Zeit raste bis zum 4. Advent und dann an Heiligabend kroch sie ganz langsam vor sich hin. Sie schaute aus dem Fenster. Es schneite und die Äste trugen eine dicke, wattige Schneeschicht.

Der Tannenbaum war geschmückt. Papa und sie hatten es gemacht. Das war ganz lustig, aber nicht so wie sonst. Aus der Küche kam der Bratenduft in ihre Nase. Sie wollte gern in den Schnee und fragte Mama. Die guckte Susi etwas verwundert an, merkte aber, dass ihr sehr viel daran lag. „Mütze, Schal, Stiefel und Jacke“, sagte sie und rief ihr laut hinterher: „Nur in den Hof und nur ein paar Minuten.“ Im Nu war Susi angezogen und lief auf den Hof. Die Wolken hatten sich verzogen, es hatte aufgehört zu schneien und war sternenklar. Der Himmel funkelte nur so. Die Wege waren vom Schnee befreit. Sie könnte doch ein Stückchen hinauslaufen zum freien Feld, dachte sie. Ein paar Minuten hatte Mama gesagt. Ein paar Minuten sind eine lange Zeit. Das Feld war dick in Schnee eingepackt, es war ganz still, nur ihre Fußtritte hörte sie. Doch plötzlich vernahm sie ein Klingen wie von Glöckchen. Sie traute ihren Augen nicht, als sie einen Schlitten heranbrausen sah. Darauf saß – wie aus dem Bilderbuch – der Weihnachtsmann mit Zügeln in der Hand. Gezogen wurde der prächtige Schlitten von zwei Elchen. Sie rieb sich die Augen und hörte vom Hof Papa rufen. Aus der Ferne vernahm sie noch ganz sacht das Glöckchengebimmel. Im Schnee auf dem Feld sah sie zwei tiefe Furchen. Sie rannte glücklich ins Haus und lief ihrem Papa in die Arme. Doch ihr Erlebnis behielt sie für sich. Opa kam später, sie saßen schon beim Essen. Zusammen verbrachten sie einen fröhlichen Abend, bevor sie Opa Jan
ins Bett brachte.

Da gab es allerhand zu erzählen an diesem Weihnachtsabend.

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