2. Mai 2024
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Lola kaute Kaugummi – vor 5.700 Jahren

Wir möchten gern in lockerer Reihe in Zukunft über besondere Ereignisse aus der Vergangenheit berichten, die sich in der Region zugetragen haben. Beginnen wollen wir mit einem ungewöhnlichen archäologischen Fund am Fehmarnbelt-Tunnel.

Es handelt sich nur um einen kleinen Klumpen Birkenpech aus der Steinzeit, den Archäologen bei Rödbyhafen gefunden haben. Wer dieses Fundstück betrachten möchte, muss nach Maribo auf Lolland fahren und das dortige Stiftmuseum besuchen. Der außergewöhnliche Schatz liegt dort gut verschlossen in der Glasvitrine.

Doch was hat Birkenpech mit dem Mädchen Lola zu tun? Entdeckt haben Archäologen den Klumpen bei Vorbereitungsarbeiten für den Belttunnel, bei denen Bagger für Grabungen anrücken mussten. Theis Trolle Jensen, Archäologe aus Kopenhagen und seine Kollegen fanden das Artefakt. In der Steinzeit nutzte man Birkenpech, das aus eingekochter Rinde von Birken gewonnen wurde, als Klebstoff. Mit ihm wurden zum Beispiel zerbrochene Keramikgefäße repariert. Und die Menschen kauten darauf herum. Warum sie das taten, ist nicht ganz klar. Vielleicht, um sich die Zähne zu reinigen oder um es zur weiteren Verarbeitung vorzubereiten. Oder einfach, um es als Kaugummi zu nutzen.

Der Klumpen wurde genau untersucht und dabei kam Unglaubliches ans Tageslicht. Es ließ sich die gesamte DNA eines Mädchens isolieren. „Es enthält die gesamte Erbinformation. Das ist völlig verrückt und etwa so, als wenn man in der Zeit zurückgeht und bei der Person einen Wangenabstrich macht“, erklärte Jensen nach dem Fund der Zeitung „Ugeavisen“. Und der damalige Ausgrabungsleiter des Museums Lolland-Falster, Sören Anker Sörensen, sagte dazu: „Dieses kleine schwarze Stück Birkenpech ist nur ein Klumpen, aber viel mehr wert als die Ausgrabungen vieler Jahre.“ Es sei eine eingekapselte Zeit und so als wenn man einem Menschen begegne, der vor mehreren Tausend Jahren gelebt hat.

Die Archäologen fanden heraus, dass es sich um ein Mädchen mit blauen Augen und dunklen Haaren gehandelt hat. Doch die Wissenschaftler entdeckten noch mehr: Sie vertrug keine Laktose und hatte Ente sowie Haselnüsse gegessen.

Durch den Fund wurde jedoch noch eine weitaus größere Entdeckung gemacht. Lola gehörte zu einer Gruppe von Jägern und Sammlern. Bisher ist man davon ausgegangen, dass die Menschen zu der Zeit in der Region sesshaft waren und von der Landwirtschaft gelebt hatten. Aber Lolas DNA zeigte, dass sie mit Bauern nicht verwandt war. Also dürften in der Steinzeit auch immer noch Jäger und Sammler gelebt haben, die sich von Nüssen, Früchten, Kräutern und gejagtem Wild ernährt haben. Auf jeden Fall zeigen die Funde auch, dass es schon damals üblich war, über den Belt hin- und herzureisen.

Infos unter www.museumlollandfalster.dk

© Tom Björklund

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