4. Mai 2024
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Entdeckung eines Meisters

Anlässlich seines 460. Todestages widmet sich zum ersten Mal überhaupt eine Sonderausstellung dem Lübecker Künstler und Meisterschüler Lucas Cranachs Hans Kemmer. Vom 24. Oktober ist das St. Annen-Museum in Lübeck Schauplatz der Sonderausstellung Cranach – Kemmer – Lübeck. Meistermaler zwischen Renaissance und Reformation.

Das St. Annen-Museum, das zu den schönsten Museen Deutschlands zählt, verfügt neben einer einzigartigen Sammlung norddeutscher Schnitzaltäre über eine international bedeutende Malereisammlung des 15. und frühen 16. Jahrhunderts. Es ist der ideale Ort, um Hans Kemmer – den Cranach von Lübeck – als einen der erfolgreichen Maler seiner Zeit neu zu entdecken. In den vergangenen Jahren festigte das St. Annen-Museum, unter Direktorin Dr. Dagmar Täube, seine besondere Stellung in der europäischen Museumslandschaft.

Hans Kemmer (um 1495/1500-1561) gilt als ideenreicher Maler der Reformation und war europaweit vernetzt. Er schuf etwa mit der Liebesgabe und seinen Variationen von Christus und die Ehebrecherin herausragende Meisterwerke der Kunstgeschichte. Seine Lehrjahre begann er vermutlich in der Lübecker Werkstatt von Hermann Wickhorst, möglicherweise auch bei Hans von Köln.

Als Martin Luther am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen an die Schlosskirche nagelte, war Hans Kemmer Geselle der weltberühmten Cranachwerkstatt in Wittenberg, dem Geburtsort der Reformation. Hier wird er zwischen 1515 bis 1520 Zeuge, Teilhaber und Akteur in einer sich grundlegend verändernden Welt. Es ist die Übergangszeit vom alten zum neuen Glauben, vom Mittelalter in die Neuzeit. Wittenberg und die beginnende Reformation wurden zu dieser Zeit durch zwei Familien geprägt, die für den schnellen und medialen Erfolg der Reformation verantwortlich waren: Martin Luther mit seiner Frau Katharina von Bora sowie die Großfamilie Cranach mit Vater Lucas und seinen Söhnen Hans und Lucas.

Lucas Cranach d. Ä. war einflussreicher Kunstunternehmer, Bürgermeister und gewiefter Geschäftsmann, sein Sohn Lucas ebenfalls einer der reichsten Bürger der Stadt. In ihrer berühmten Wittenberger Bilderschmiede entstanden mehr als 5000 Werke. Über 2000 Bilder aus der Werkstatt der „Schnellmaler“ sind heute noch erhalten. Hier, im Zentrum der Stadt, lernte Hans Kemmer in der Schlossstraße und in den Cranach-Höfen, die Kunst effektiv, variantenreich, schnell und mit hoher Qualität umzusetzen. Hier erfuhr er mehr über humanistische Ideen und traf wohl auch Martin Luther, Johannes Bugenhagen, Georg Spalatin und Philipp Melanchthon, die entscheidenden Protagonisten der Reformation, persönlich. Er lernte in Cranachs Kunstmanufaktur der deutschen Renaissance und der Reformation eine neue Bildsprache. Die Cranachwerkstatt war mit elf Mitarbeitern gleichzeitig und nahezu 40 Mitarbeitern im Laufe der Jahre die produktivste deutsche Kunstwerkstatt des 16. Jahrhunderts und einer der renommiertesten Schauplätze Europas, an dem Schüler zu Meistern reiften. Nach seiner ereignisreichen Gesellenzeit in Wittenberg kehrte Kemmer bestens gerüstet für die neuen Anforderungen in seine Heimatstadt Lübeck zurück und wurde zum wichtigsten Maler seiner Region.

Mit dieser Ausstellung wird ein Maler neu bzw. wiederentdeckt, der fast in Vergessenheit geraten war, obwohl er in seiner Zeit eine herausragende Rolle spielte. Von Hans Kemmer sind nach aktuellem Forschungsstand nur noch 29 Werke erhalten. 22 seiner Kunstwerke werden im St. Annen-Museum in Lübeck nun erstmals gemeinsam präsentiert, darunter sieben Werke aus dem eigenen Besitz des Museums und einige, die noch nie öffentlich zu sehen waren. Die Sonderschau ist bis zum 6. Februar 2022 zu sehen. Weitere Informationen finden Sie unter www.die-luebecker-museen.de.

© Foto: St. Annen-Museum Lübeck

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