Interview – Im Gespräch mit Santiano

Vor zehn Jahren hat sich bei einer Feier spontan die Band „Santiano“ gegründet. Von da an hat die Shanty-Rockband sämtliche Erfolge gefeiert. Der erste Tonträger „Bis ans Ende der Welt“ wurde 2012 eines der erfolgreichsten Debüts der deutschen Musikgeschichte und auch die mehr als fünf Studioalben halten die Serie von Nummer-1-Hits lebendig. Wir erwischten Björn Both – einer der fünf erfolgreichen Künstler – mitten im Urlaub und erfuhren unter anderem, warum sie im September nach Timmendorfer Strand kommen…

Im Mai startet Eure Jubiläumstournee anlässlich des 10-jährigen
Bestehen von Santiano. Wie bereitet Ihr Euch vor?

Wir werden natürlich anlässlich dieses Jubiläums auf die eine oder andere Weise das Beste aus 10 Jahren präsentieren. Da ist die größte Herausforderung wohl eher das Aussuchen der Titel, als das Proben an sich. Aber wir werden auch von alten Songs neue Versionen präsentieren und das Ganze in einen angemessenen Rahmen stecken und entsprechende Showelemente einbauen. Mal sehen, wieviel Geld wir ausgeben dürfen, bevor unsere Partner durchdrehen

Verratet Ihr uns ein kurzes und knappes Resümee aus 10 Jahren
Banderfahrung?

Wir werden natürlich anlässlich dieses Jubiläums auf die eine oder andere Weise das Beste aus 10 Jahren präsentieren. Da ist die größte Herausforderung wohl eher das Aussuchen der Titel, als das Proben an sich. Aber wir werden auch von alten Songs neue Versionen präsentieren und das Ganze in einen angemessenen Rahmen stecken und entsprechende Showelemente einbauen. Mal sehen, wieviel Geld wir ausgeben dürfen, bevor unsere Partner durchdrehen.

Nicht nur eine Tournee, sondern auch ein Album gibt es zum Jubiläum. Mit „Die Sehnsucht ist mein Steuermann – Das Beste aus 10 Jahren“
bietet Ihr Euren Fans einen Rückblick. Dürfen wir uns auch auf
etwas Neues freuen?

Auf dem Album, welches ja schon im Oktober letzten Jahres erschienen ist, sind natürlich auch ein paar neue Songs drauf, inklusive einer englischsprachigen Version von Santiano, die wir mit Nathan Evans aufgenommen haben. Darüber hinaus stehen auch etliche ältere Titel in einem neuen Gewand da. Man kennt den Song – aber eben nicht so.

Die Sehnsucht ist mein Steuermann – wonach sehnt Ihr Euch?

Wir sehnen uns natürlich immer nach dem großen weiten Meer. Und das ist eine sehr feste, tiefe, immer spürbare Sehnsucht. In der wirklichen Welt sehnen wir uns danach, dass die Menschen weltweit endlich kapieren, dass der Raubbau und die Zerstörung unserer Lebensgrundlage so nicht länger weitergehen kann. Und das auch der letzte Hornochse begreift, dass wir hier gerade im Begriff sind, die Zukunft nächster Generationen nachhaltig zu verschlechtern oder gar zu zerstören. Von den Tieren, die wir mehr und mehr ausrotten wollen wir gar nicht erst anfangen zu reden. Und auch nicht von der zunehmenden Demokratieverachtung, die uns sehr viele Sorgen bereitet. Ja. Wir sehnen uns nach Bewusstheit. Und dann können wir auch über das reden, worauf Ihre Frage vielleicht abzielt. Nach den schönen Dingen, nach denen wir uns natürlich auch sehnen.

Hand aufs Herz: Wie oft seid ihr tatsächlich auf See?

Hand aufs Herz? Na gut. Während ich diese Zeilen schreibe, habe ich ca. 4000 Meter Wasser unter meinem Kiel und grüße Sie direkt aus dem Atlantik vor Afrika.

Was ist es, das Euch aufs Meer lockt?

Das kann ich nicht mit wenigen Worten beschreiben. Im Gegenteil; ich könnte stundenlang darüber reden und hätte doch nur einen Bruchteil dessen, was mich aufs Meer zieht, beschrieben. Es ist in erster Linie Unabhängigkeit und Freiheit. Darüber hinaus ist es die totale Auseinandersetzen mit Kräften, die viel größer sind, als man selbst. Das See ist eine harte Lehrmeisterin. Sie verzeiht keine Fehler. Niemals. Und sie ist ganz und gar unromantisch. Sie liebt niemanden, der sie liebt auch nur im Geringsten zurück. Du bist ihr egal. Immer. Und das muss man wissen, wenn man da draußen unterwegs ist.

In dem Song „Nichts als Horizonte“ geht es unter anderem um
Herausforderungen, die einem ja immer mal wieder im Leben
begegnen. Welcher Herausforderung steht Ihr aktuell gegenüber?

Da kann ich nur auf die Frage nach der Sehnsucht verweisen. Das sind die Herausforderungen, die uns bewegen. Um eigene Befindlichkeiten geht es uns nicht. Wir sehen uns als Teil der Gesellschaft, als Teil einer Schöpfung und wir sehen unsere Verantwortlichkeit. Und die Herausforderung ist jeden Tag aufs Neue, zu akzeptieren und irgendwie versuchen zu verstehen, dass sich dieser Verantwortung immer noch viel zu wenige stellen und über unsere Art zu leben, zu konsumieren nachdenken und erkennen, dass da ganz gehörig was im Argen liegt. Und das zu ertragen ist schon Herausforderung genug.

Im September performt Ihr live bei „Stars am Strand“.
Wie habt ihr das hochnordische Publikum bisher erlebt?

Das norddeutsche Publikum? Erlebt? Überlebt. Ich finde, es gibt diese vielbeschriebenen aber häufig nicht zutreffenden regionalen Eigenarten des Publikums gar nicht. Das ist Folklore. Wir können im Süden genauso tolle Konzerte mit den Menschen feiern, wie bei uns im Norden. Auch Ost und West würde ich nicht unterscheiden wollen. Wer Santiano mag, der feiert das und lässt sich meistens nicht lange bitten.

Was ist für Euch typisch norddeutsch?

Wir.

Habt ihr Euch gute Vorsätze für das neue Jahr auf die Segel
geschrieben?

Wo gute Vorsätze hinführen, wissen wir ja alle. Daher lassen wir so etwas lieber. Aber die Vorstellung an einem bestimmten Tag durch eine Art Schallmauer zu gehen, nach der wir dann alles besser oder anders machen, ist schon gut zu verstehen. Aber leichter fällt es dadurch auch nicht. Wenn man glaubt, dass gewisse Dinge einem jetzt gut tun würden, sollte man damit nicht bis zum Jahresende warten, sondern sie tun oder auch lassen, wenn es richtig erscheint. Im Zweifel eben sofort.

Wir bedanken uns für den netten Talk und wünschen ein
erfolgreiches Jahr 2023!