3. Mai 2024
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Interview – Im Gespräch mit Konstantin Wecker

„Utopia“ heißt die aktuelle Konzertreise, mit der Konstantin Wecker unter anderem auch in Lübeck zu sehen ist. In unserem Telefoninterview sprach der bekannte Liedermacher, selbst ernannte Anarchist und Poet ehrlich und direkt über Kunst, Macht und Gleichberechtigung.

Hallo Herr Wecker. Vielen Dank für die Interviewzusage.
Wobei habe ich Sie gerade gestört?

Sie stören mich nicht. Ich bin auf der Rückfahrt nach München.
Allerdings fahre ich nicht selbst. Deswegen kann ich ruhigen
Gewissens mit Ihnen telefonieren.

Waren Sie beruflich unterwegs?

Ich habe in der Nähe von Wien ein Konzert gehabt – ein Duokonzert
mit Jo Barnikel. Zurzeit holen wir viele Konzerte nach, die in den
letzten Jahren verschoben wurden. Es ist leider sehr anstrengend,
da in unterschiedlichen Bundesländern auch unterschiedliche
G-Regelungen bestehen.

Am 4. Dezember sieht man Sie auch in Lübeck. In der Musik- und
Kongresshalle nehmen Sie das Publikum mit auf eine Konzertreise
nach Utopia. Was ist das für ein Ort?

Utopia ist wörtlich übersetzt ein Nicht- Ort. Es ist eine Idee die man
ganz real träumen kann. Der Traum von einem herrschaftsfreien
Miteinander. Es geht in meinem Programm auch ums Träumen.
Das Problem ist, wenn wir zu träumen aufhören, dann sind wir nicht
mehr menschlich. Es wird seit Jahrtausenden praktiziert, dass die
Menschen beherrscht werden müssen. Angeblich weil die Menschen schlecht sind. Allerdings sind die Herrscher noch schlechter. Vieles in meinem Programm handelt auch von der Zeit vor der Machtergreifung. Das war Anfang der 20er Jahre als das Kabarett erblühte. Es war
eine kulturell so wichtige Zeit.

Aber könnte eine herrschaftsfreie Welt nicht auch Nachteile haben?
Manche meinen ja, der Mensch braucht Struktur. Sie ist so etwas wie
Leitplanken…

Ich bin bekennender Anarcho. Anarchie ist ein Wort das in den letzten hundert Jahren nur verunglimpft wurde. Ein interessantes Beispiel war, als die Trump-Faschisten das Kapitol stürmten. Die Schlagzeile war „Anarchie im Weißen Haus“. Das war es nicht. Es war Faschismus im Weißen Haus. Anarchie ist „Ordnung ohne Herrschaft“ Es muss in der Anarchie auch eine Ordnung bestehen. Diese wiederum muss aber nicht herrschaftlich sein. Wenn wir jetzt eine Kommune gründen würden, würde doch niemand nach einem Führer schreien.

Zu hören gibt es in Ihrem Bühnenprogramm nicht nur neue und alte
Lieder, sondern auch Gedichte und Gedanken. Wie kam es zu dieser Idee?

Ich habe es immer schon gemacht. Ich habe immer in meinen Konzerten auch Gedichte gelesen. Und ich mache ja auch im Jahr an die 20 oder
30 Lesungen. Ich bin es gewohnt zu lesen. Viele Gedichte habe ich
nicht vertont, weil die Vertonung die Emotionen verfälscht. Und es klingt manchmal gesprochen einfach besser.

© Foto: Thomas Karsten

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