9. Mai 2024
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Im Gespräch mit Wolfgang Bahro

Großen Bekanntheitsgrad erlangte er durch die Rolle des Jo Gerner in der beliebten Vorabendserie GZSZ. Mit uns plauderte der Schauspieler und Kabarettist – der weitaus mehr als der Serienbösewicht ist – unter anderem über berufliche Herausforderungen. Auch erzählte er uns, was ihn gerade nach Bad Segeberg verschlägt…

Sie haben ihr 30-jähriges Bestehen in der Serie „Gute Zeiten Schlechte Zeiten“ gefeiert. Wie hat sich GZSZ im Laufe der Jahre gewandelt?
Es gab sehr entscheidende Veränderungen in den vergangenen 30 Jahren.
Während am Anfang vor allem Models für die Hauptrollen besetzt wurden, die keinerlei Schauspielerfahrung hatten, werden jetzt nur noch erfahrene
Schauspieler engagiert. Auch die Produktionsqualität hat sich entscheidend verbessert, sowohl visuell, als auch im Set-Design und der technischen Umsetzung. Außerdem wird jetzt viel mehr Gewicht auf aktuelle Themen und realistische Handlungsstränge gelegt. Die Serie hat sich immer wieder hinterfragt und versucht, neue innovative Wege zu gehen.

Nervt es Sie manchmal, ständig nur mit Jo Gerner identifiziert zu werden?
Anfänglich hat es mich genervt, weil die Menschen auch zwischen mir und Gerner keinen Unterschied machten. Aber inzwischen bin ich beim Publikum so populär, dass mich sehr viele auch mit meinem richtigen Namen ansprechen.

Welche Szene bei GZSZ hat Sie am meisten herausgefordert?
Das war die Szene, in der Gerner endgültig einsehen muss, dass sein Sohn Dominik tot ist. Dominik hatte einen Motorradunfall und war hirntot. Das heißt, dass seine Organe zwar noch funktionierten, aber der Unfall führte zu einem unumkehrbaren Ausfall der Hirnfunktionen. Und erst, als Gerner beschloss, die Geräte, die seinen Sohn noch am Leben erhielten,
abzuschalten und seine Organe entnehmen zu lassen, da bricht er zusammen und er begreift, dass sein Sohn nun für immer von ihm gegangen ist. Das war für mich eine der emotionalsten Szenen bei GZSZ, weil ich mir vorstellte, wie die Organe meines eigenen Sohnes David an mir vorbei getragen werden und ich jetzt seinen Tod akzeptieren muss.

Ist die Person Jo Gerner im Laufe der Zeit mit der des Wolfgang Bahro verwachsen?
Ich denke nicht. Auch wenn Gerner seit seiner Hochzeit mit Yvonne Bode
nicht mehr so böse und skrupellos ist, wie er es in den Anfangsjahren war,
so fehlen ihm aber noch einige Charaktermerkmale, um Ähnlichkeiten mit Wolfgang Bahro zu bekommen.

Sie haben damals auch versucht, im Musikgeschäft Fuß zu fassen – leider vergebens. Würden Sie es unter den heutigen Bedingungen nochmal drauf ankommen lassen?
Ich habe nie wirklich versucht, im Musikgeschäft Fuß zu fassen. Dass ich
trotzdem einen Rap aufgenommen habe, ging auf meinen langjährigen Freund Charles Rettinghaus zurück. Charles und ich sind befreundet, seit wir in den 80iger Jahren literarisches Kabarett im „Theater Die Komödianten“ in Berlin machten. Doch Anfang der 90iger Jahre trennten sich unsere beruflichen Wege. Während ich bei GZSZ engagiert wurde, machte Charles Karriere im Synchrongeschäft und wurde zur deutschen Stimme von Jean-Claude Van Damme, Jamie Foxx, Robert Downey Jr. und vielen anderen. Und er bedauerte es sehr, daß wir beruflich nichts mehr gemeinsam machen konnten. Doch dann traf Charles einen Musikproduzenten, der ihm vorschlug, gemeinsam mit mir einen Rap zu produzieren und zu veröffentlichen. Und da ich auch gerne wieder etwas mit Charles machen wollte, entstand so unsere CD „Lecker, Schmecker, Baby“.Leider war sie nicht so erfolgreich, weil die „HANSA BERLIN“ uns unbedingt einen neuen Namen geben wollte: „Dr. G-Punkt und der Übertriebene“, anstatt die CD einfach mit Charles Rettinghaus und Wolfgang Bahro rauszubringen. Aber letztendlich war diese ganze Aktion der Musikfirma eigentlich nur ein Versuch, Fuß bei GZSZ, bzw. der UFA zu fassen. Was dann auch gelang und sie mit Olli P. auch groß rauskam. Aber obwohl ich oft im Kabarett gesungen habe und ich es auch in meinem Kabarett-Programm „BERLINER ZEITENSPRÜNGE“ nach wie vor mache, würde ich mich nie als Sänger bezeichnen und überlasse das lieber Menschen, die das hervorragend beherrschen.

Sie lieben Hörbücher. Welches ist derzeit Ihr Liebstes?
Mein derzeit liebstes Hörbuch ist das, was ich auch im letzten Jahr selbst
eingelesen habe: „Der Trinker“ von Hans Fallada. Aber ich habe auch Hörspiele gesprochen, die ich sehr liebe, wie „Tierarzt Dr. Tierazzt“ oder „Hydeaway“. Von dem letzteren gibt es übrigens eine Fortsetzung, die bald
rauskommt: „Lost Minds“.

Noch bis zum 3. September dürfen wir Sie bei „Winnetou I-Blutsbrüder“, dem diesjährigen Stück der Segeberger Karl-May-Spiele sehen. Haben sie für die Rolle des Bösewichts Santer extra reiten gelernt?
Allerdings! Ich hatte vorher noch nie auf einem Pferd gesessen. Als mir die Rolle des Santer angeboten wurde, habe ich das auch so gesagt. Aber der Produktionschef der Karl-May-Spiele, Stefan Tietgen, meinte, das wäre kein Problem. Ich würde dann eben immer mit einer eleganten Kutsche in die Arena reingefahren werden. Ich war einverstanden und damit war die Sache für mich erledigt. Doch dann habe ich mir eine Vorstellung vom „Ölprinz“ mit Sascha Hehn im letzten Jahr angesehen. Und Sascha Hehn ist immer auf einem Hengst in die Arena galoppiert und das sah so wunderbar aus, dass ich es doch auch probieren wollte. Und so habe ich jetzt seit November letzten Jahres Reitunterricht und werde ebenfalls auf einem Hengst in die Arena galoppieren.

Haben Sie die Romane gelesen um sich inspirieren zu lassen?
Nein, das war gar nicht nötig. Als kleiner Junge hatte mein Vater mir die
Romane von Karl May vorgelesen und später habe ich alle Winnetou-Filme
gesehen und sie geliebt. Ich bin mit Winnetou und Old Shatterhand groß
geworden. Und natürlich auch mit Santer. Inspiration kam ganz von allein.

Auch sieht man Sie nach wie vor täglich bei GZSZ. Wie bringen Sie die beiden Projekte momentan unter einen Hut?
Das wird in der Tat eine große Herausforderung. Ich stehe von Donnerstag bis Sonntag auf der Bühne in Bad Segeberg und werde nach der Vorstellung am Sonntag nach Berlin fahren, um dann von Montag bis Mittwoch bei GZSZ vor der Kamera zu stehen. Das wird sehr sportlich.

Was ist das Wichtigste, dass Sie Ihrem Sohn mit auf den Weg gegeben haben?
Ich denke, ich habe meinem Sohn vermittelt, dass die Toleranz und
Akzeptanz anderen Menschen gegenüber das Wichtigste im Leben ist. Die Meinung anderer zu respektieren ohne seine eigene aufzugeben und immer das Gespräch zu suchen.

Vielen Dank für das nette Gespräch. Wir wünschen einen tollen Sommer in Bad Segeberg.

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