Mit ihrem unverwechselbaren Sound haben Alphaville die Musikwelt der 80er Jahre maßgeblich geprägt. Jetzt machen die Schöpfer unvergessener Hits wie „Big in Japan“ oder „Forever Young“ gemeinsame Sache mit der Sinfoniewelt und feiern das wohl größte Comeback des Jahres: Im Rahmen des 40jährigen Bandbestehens wurde die „40th Anniversary – The Symphonic Tour“ ins Leben gerufen, die auch Halt in der Lübecker Musik- und Kongresshalle macht. Frontmann Marian Gold, der mit bürgerlichem Namen Hartwig Schierbaum heißt, verriet uns unter anderem, was diese Tour so besonders macht…
Hallo lieber Marian! Schön, dass Du Dir Zeit genommen hast. Wobei erwischen wir Dich gerade?
Beim Erdussbuttererdbeermarmeladenbrotmachen.
Beschreibe uns doch bitte kurz mit Deinen Worten, worum es in Eurem aktuellen „Klassik Crossover“-Projekt geht?
Es geht darum, mit Hilfe eines Symphonieorchesters aus unseren Liedern neue Versionen zu erwecken, die sogar uns Zauberlehrlinge überraschen. Das hat hervorragend geklappt und verlief wie ein alchemistischer Prozess, nur umgekehrt: Wir haben versucht, Schießpulver zu erfinden und dann ist Gold dabei rausgekommen.
Du sagtest in einem Interview einmal, dass auf der Bühne stehen süchtig macht. Nun ist dieses sinfonische Erlebnis ja auch für Dich neu. Wie fühlt es sich an?
Es fühlt sich großartig an. Es macht einen neuen Sänger aus mir. Einen, der immer in mir geschlummert hat und sich jetzt manifestiert.
Ist die Verschmelzung von Synthiepop und Klassik aus Deiner Sicht ein Garant für erfolgsversprechende Musik?
Wenn´s gut gemacht ist, warum nicht?
Auf der Bühne trifft die instrumentale Prägnanz des Deutschen Filmorchester Babelsberg auf Deine unvergleichliche Stimmgewalt. Es scheint, als sei Deine Stimme im Laufe der Jahre noch weiter ausgereift…
Meine Stimme spiegelt das, was in unserer Musik angelegt ist. Je besser die Musik, desto besser meine Stimme.
Durch das Arrangement mit dem Deutschen Filmorchester Babelsberg sind einige Songs stark verändert. So wird beispielsweise aus dem Popsong „Dance with me“ eine ergreifende Ballade. Wie kommt diese Neuerung eines Klassikers beim Publikum an?
Ich denke, dass jeder gute Song eine helle und eine dunkle Seite hat, “the golden apples of the sun, the silver apples of the moon”, wie Yeats es mal ausgedrückt hat, zumindest versteh ich das so. Daraus ergeben sich grundsätzlich zwei verschiedene Möglichkeiten, ein Lied zu arrangieren. In der Balladenversion ist “Dance with me” sozusagen die Mondfassung im Gegensatz zur Sonnenversion der Single. Wenn wir das zusammen mit unserem formidablen Orchester so spielen, dann spüre ich eine tiefe Ergriffenheit im Publikum.
Der titelgebende Song Eures Albums „Eternally Yours“ handelt von Beständigkeit und Vergänglichkeit und ist ein Zusammenspiel aus Worten von Shakespeare. Holst Du Dir öfter Anregungen aus der Literatur?
Das tu ich in der Tat. Und nicht nur da. Künstler sind immer auch Diebe, die sich gegenseitig beklauen. Ich vermute, daß der Grad der moralischen Verwerflichkeit dabei in dem Maße schwindet, je mehr man mit der Beute was Vernünftiges anstellt.
Die Tour läuft bereits seit April. Kannst Du bereits ein Resümee ziehen?
Wir wussten von Anfang an, dass wir was Gutes in der Hand haben, aber die bisherige Resonanz übertrifft sogar diese hochgesteckten Erwartungen.
Vor Deiner musikalischen Laufbahn lebtest Du als Punk auf der Straße in West-Berlin. Wo würdest Du Dich heute sehen, wenn es die Musik nicht gäbe?
Wahrscheinlich auf irgend nem Friedhof.
Was ist das Wertvollste, was Du deinen sieben Kindern mit auf den Weg geben kannst?
Liebe und Power.
Wir freuen uns auf eine grandiose Live-Inszenierung weltweit prägender Songs, neue Eindrücke und gleichzeitig Erinnerungen an große Zeiten und wünschen alles Gute!
Herzlichen Dank
