26. April 2024
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Auf Wildpflanzenexpedition durch die Scharbeutzer Heide

Zu übersehen ist er nicht mehr, auch nicht zu überhören. Und wenn wir unser Riechorgan bewusst einsetzen, strömen frische, würzige Düfte in die Nase. Aus Bäumen und Sträuchern sprießen Blüten- und Blattknospen und recken ihre Köpfchen ins Licht. Wir treffen uns Karfreitag zu einer Wildpflanzenexpedition in Klingberg mit der zertifizierten Natur- und Landschaftsführerin Iris Bein. Bei diesem Spaziergang geht es um Knospen von „Salat- und Medizinbäumen“. Das interessiert viele Menschen, denn gut 30 junge und ältere finden sich am Parkplatz der Badeanstalt ein. Zur Begrüßung gibt es für jeden einen Baumwollbeutel mit Inhalt. Der soll ertastet werden. „Nur fühlen, nicht gucken“, sagt unsere Seminarleiterin und strahlt dabei über das ganze Gesicht. „Merken Sie Unterschiede, auch in der Anordnung?“, fragt sie.
„Das fühlt sich knosprig und hart an, klebrig und biegsam, zart und kuschelig“, kommt es etwas zaghaft aus der Gruppe. Wir sind überrascht, wie wenige Zweige wir bei der Auflösung richtig zuordnen können. Die Kastanie mit den dicken Knospen geht gerade noch, doch dann wird es komplizierter. „Da haben wir den Walnussbaum, die Lärche, Birke, Esche, Erle, Stieleiche, Buche, Hasel und den Bergahorn.“Die Wanderung führt uns als erstes zur Schwarzerle mit ihren leicht lilafarbenen Knospen. Wir erfahren etwas über eine sanfte Form der Therapie mit Pflanzen, die ein belgischer Arzt entwickelt hat. Die „Gemmotherapie“ gibt es in Europa erst seit einigen Jahren. „Hierzu werden die Triebspitzen kurz vor der Öffnung gesammelt, denn sie enthalten Pflanzenhormone und Proteine in hoher Dosis. Die gesamte Erbinformation ist in ihnen zu finden und sie sind noch teilungsfähig“, erklärt uns Iris Bein und fügt hinzu, dass die Therapeutika ausleitend, harmonisierend und kräftigend wirken. „Und jetzt knabbern Sie am Baum, aber bitte nur eine Knospe je Zweig pflücken“, mahnt sie. Die kleinen Pflanzenteile wandern in Münder. „Das schmeckt aber intensiv“, sagt eine Frau im mittleren Alter. Weiter geht’s. „Hier hängen die Frauen und Männer an einem Baum“, sagt die Leiterin und zeigt auf den Haselstrauch. „Das kleine rote Büschel ist die weibliche Blüte“, so Bein. In der Gemmotherapie wird die Pflanze bei Lungen- und Bronchialerkrankungen eingesetzt. Beim nächsten Baum, der Esche, rät sie, die Knospen nicht zu essen. Als Heilmittel sei es jedoch hilfreich bei Erkältungen, Entzündungen von Gelenken und Bändern und bei Rheuma und Gicht.
Wir bleiben am Wegesrand vor Him- und Brombeersträuchern stehen und sind erstaunt, dass man die Früchte herausschmecken kann. „Im Abgang nach Himbeere“, sagt ein junger Mann und schmunzelt. „Sehr lecker“, finden weitere Teilnehmer und machen sich über das junge Grün her. „Nicht zu viele essen, wir sind noch nicht am Ende unserer Reise“, erklärt uns Bein. Außerdem dürfe man nach dem Naturschutzgesetz einen Baum nicht leerpflücken, sondern nur das nehmen, was man wirklich brauche. Die Himbeere sei übrigens gut bei allen Frauenleiden. Wir gehen weiter am Zaun des Hundeauslaufes entlang und gruppieren uns um eine Eiche. Das scheint einer Dogge gar nicht zu gefallen, denn sie begrüßt uns mit lautem Kläffen. Die Deutschen fühlen sich sehr verbunden mit diesem Baum. Früher wurde darunter Gericht gehalten und heute gibt es sogar eine, die Bräutigamseiche, die als modernes Partnerportal dient. „Ihre Inhaltsstoffe wirken vitalisierend in jede Richtung“, sagt die Landschaftsführerin und deutet auf den nächsten Baum. Die Birke sei die Frühjahrskurpflanze schlechthin. Sie entgifte und löse alles Alte und Festgefahrene. Und dann gibt es noch Tipps für kulinarische Genüsse: „Die Knospen kann man gut in Smoothies mischen oder auch durch Schokolade ziehen.“
Wir lernen noch die Douglasie kennen, deren Nadeln intensiv nach Orange duften. Und machen Halt vor der Walnuss, Wildrose, dem Feldahorn und der schwarzen Johannisbeere. In der Schlussrunde sind alle begeistert vom Spaziergang mit allen Sinnen. „Die Sinne sind geschärft und Sie haben das methodisch gut aufbereitet“, sagt eine Teilnehmerin. „Toll war das, ich freu mich“, meint eine andere. „Ich werde mehr Knospen in meinen Speiseplan aufnehmen“, erklärt eine weitere. „Ich bin überrascht, was man alles essen kann“, ist zu hören und: „Sie haben so eine erfrischende und mitreißende Art.“
Um Anmeldung wird gebeten. Am 1. und 3. Mai lädt Iris Bein zur Wildkräuterexpedition: Wie schmeckt der Frühling? Wildkräuterexpedition und Zubereitung eines grünen Smoothies“ ein. Am 14. und 16. Juni führt die Wanderung durch einen Zauberwald. Die Veranstaltungen im Mai finden im Rahmen des Aktionsmonats Naturerlebnis (http://aktion-naturerlebnis.de) in Schleswig-Holstein statt, in Kooperation mit der VHS Klingberg. Alle Jahrestermine finden Sie unter dem ersten Link im Infokasten, sowie weitere Tipps für Kräuterseminare anderer Anbieter.

Info und Quelle:
www.kräuterführungen-ostholstein.de
www.bund-ostholstein.de/umwelthaus_neustaedter_bucht/veranstaltungen
www.oldenburger-wallmuseum.de
www.museumshof-lensahn.de
Landschaftspflegeverein Dummersdorfer Ufer e.V.,
Tel: 0451-301705

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