Die Vorbereitung auf die Nordischen Filmtage Lübeck läuft auf Hochtouren, auch in diesem besonderen Jahr.
Vom 4. bis zum 8. November findet die 62. Ausgabe des traditionsreichen Filmfestivals statt und hält ein vielfältiges Programm aus circa 150 Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilmen aus den nordischen Ländern, dem Baltikum und Norddeutschland (Schleswig-Holstein und Hamburg) bereit.
Fishermen’s Films !
Serien, Kinder- und Jugendfilme und eine Retrospektive runden das Programm ab. Angesichts der gegenwärtigen Corona-Lage ist das Filmfestival erstmalig als hybride Version geplant: Unter Einhaltung aller dann geltenden Vorgaben und Maßnahmen wird das Filmprogramm teils in den Lübecker Kinosälen und Sonderspielstätten vorgeführt und teils durch Onlinestreaming-Angebote von Filmen und Events erweitert. So bringen die Nordischen Filmtage das Festivalgefühl auch in die heimischen Wohnzimmer. Ob klassisch im Kinosessel, gemütlich zu Hause auf der Couch oder unterwegs: 2020 muss niemand auf nordischen, baltischen und norddeutschen Filmgenuss aus Lübeck verzichten. In der Retrospektive der diesjährigen Festivalausgabe dreht sich alles um das Thema „Fishermen’s Films – Fischerei im nordischen und baltischen Kino“. Es werden Spiel, Dokumentar- und Kurzfilme aus den Jahren 1912 bis 2019 gezeigt, die die traditionellen Berufszweige des Fischfangs und der Fischverarbeitung zwischen Idylle und Industrie porträtieren. Eröffnet wird die Reihe mit dem isländischen Film „Ingalo im grünen Meer“ (1992). In ihrem Spielfilmdebüt erzählt Regisseurin Ásdís Thoroddsen, die als Gast zum Festival erwartet wird, die Emanzipationsgeschichte einer eigenwilligen jungen Frau, die sich in der rauen Welt der Fischerei behauptet – gespielt wird sie von Sólveig Arnarsdóttir, bestens bekannt in Lübeck seit ihrer Mitwirkung in der TV-Serie „Das Duo“. Die Hansestadt Lübeck und die Region nehmen filmisch in der Retrospektive einen wichtigen Platz ein. So auch in „Der Fischindustrieort Schlutup und das Fischerdorf Gothmund“ (1919), der Teil eines Stummfilmprogramms mit Kurzfilmen im Schuppen 6 sein wird.
Für Nordic-Noir-Fans bietet die Serien-Sektion der Filmtage echte Highlights. Unter anderem werden Folgen von „Thin Ice“ (2020), einer isländisch-schwedischen Thrillerserie, zu sehen sein. Ein schwedisches Öl-Forschungsschiff wird vor der Küste Grönlands Schauplatz eines Terroranschlags. Inmitten nationaler Interessen, Umweltaktivismus und den Herausforderungen des Klimawandels beginnt die Suche nach den Drahtziehern der Tat. In der Dokumentarfilmsektion kann man unter anderem spannende und interessante Persönlichkeiten kennenlernen: „Fat Front“ (DK/NO/SE 2019) erzählt die Geschichte junger Körperaktivistinnen mit XXL Größe, die lange Selbsthass und Scham wegen ihres Gewichts empfanden. Der Film folgt ihrer persönlichen Befreiung, ihrem politischen Aktivismus sowie der Bewegung für mehr Body-Positivity. Auf ungeahnte Probleme stößt eine dänische Familie in „Journey to Utopia“ (DK 2020). Um einen Beitrag im Kampf gegen die Klimakatastrophe zu leisten, zieht sie in die Siedlung Permatopia, ein ökologisch nachhaltiges Wohnprojekt, das erneuerbare Energien nutzt. Doch das neue Wohnhaus erweist sich zunehmend als Dauerbaustelle und auch das Eheleben beginnt unter der widriger werdenden Situation zu bröckeln, bis sich der Familie die Frage stellt: flüchten oder standhalten?
Fürs Seh-Vergnügen werden sicher auch einige Kurzfilme aus Nord- und Nordosteuropa, die sogenannten „Nordic Shorts“ sorgen. Die Kurzformate beschäftigen sich mit menschlichen Irrungen und Wirrungen, zeigen verschiedene Blickwinkel auf das Leben und das spannungsreiche Miteinander. Von einer Persiflage auf die Wortkargheit der Isländer in „Yes-People“ (IS 2020) bis zum Einblick in die unterbewussten Konflikte eines Kunden beim Kauf einer Packung Kekse in „Verdict 30001: The Cookies“ (FI 2020), wird einiges an Kuriositäten geboten. Ernstere Töne hingegen schlägt beispielsweise der litauische Kurzfilm „Golden Minutes“ (2019) an. In die Enge getrieben von einem Berg Schulden und seiner bevorstehenden Scheidung, beschließt ein Buchhalter, sich das Leben zu nehmen, doch ein besonderes Ereignis rettet ihn. Gespielt wird er von Billy Boyd, bekannt als Hobbit Pippin aus der Verfilmung der Herr der Ringe-Trilogie.
Auch das junge Festivalpublikum kommt wieder auf seine Kosten. Im letzten Jahr zeigten die Nordischen Filmtage die effektreiche schwedische Kinderkomödie „Sune vs. Sune“ (2018). Der Nachfolgefilm „Sune – Bester Mann“ (2019) verspricht ebenso lustig zu werden. Wieder steckt Sune in einem echten Dilemma. Einerseits möchte er mit seinem Schwarm Sophie auf Klassenfahrt gehen. Anderseits heiratet an dem gleichen Tag sein Großvater. Der Konflikt führt Sune in ein actionreiches Familien-Abenteuer mit vielen Gags. Vor einer folgenreichen Entscheidung steht auch die 13-jährige Litauerin Monika im Coming-of-Age-Drama „The Castle“ (LT/IE 2020), die kürzlich mit ihrer Mutter und ihrer dementen Großmutter nach Dublin gezogen ist. Sie möchte unbedingt Sängerin werden und greift schließlich zu einem verzweifelten Mittel, um sich ihren Traum zu erfüllen.
Besonders die Förderung junger Menschen nimmt bei den Nordischen Filmtagen Lübeck seit jeher einen großen Platz ein. Auch in diesem Jahr werden wieder die „Jungen Festival-Blogger“ aktiv, berichten über das Festivalgeschehen und lernen die Grundzüge des Journalismus kennen. Des Weiteren werden auch bei der 62. Ausgabe der Filmtage wieder vier Lübecker Kinder für die jüngste Filmtagejury ausgewählt, um gemeinsam den Preis der Kinderjury des Radisson Blu Senator Hotels Lübeck an einen Film in der Altersgruppe bis 12 Jahren zu vergeben. Neu bei den Auszeichnungen in 2020 ist der Preis der Jugendjury, dotiert mit 5.000 Euro, gestiftet von der Lübecker cbb software GmbH, einem Mitglied der Viega Gruppe. Eine vierköpfige Jury, bestehend aus Jugendlichen der Region im Alter von 13-17 Jahren, wird während des Festivals ihren Gewinnerfilm aus den Filmen der Festivalsektionen auswählen, die sich mit Jugendthemen auseinandersetzen.
Das gesamte Programm der 62. Nordischen Filmtage Lübeck wird ab ca. 22. Oktober bekannt gegeben. Bleiben Sie auf der Festival Homepage www.nordische-filmtage.de sowie den Social Media Plattformen Facebook, Twitter, Instagram/nordicfilmdays sowie dem Youtube Kanal auf dem Laufenden. Freuen Sie sich auf nordischen Filmgenuss pur!
© Foto: „Sune – Bester Mann“ (SE 2019) © Niklas Maupoix