Die Sonne lacht. Das Thermometer hat sich in zweistellige Gefilde emporgeschwungen. Beste Voraussetzungen also, um mit Kind und Kegel, beziehungsweise der besseren Hälfte, einen Spaziergang entlang der Travemünder Strandpromenade zu unternehmen. Während sich der Lütte in seinem Kinderwagen über einen Logenplatz freut und gespannt die vielen kreischenden Möwen beobachtet, genießen die Eltern ein inzwischen selten gewordenes Stückchen Normalität in einer alles andere als normalen Zeit. Sandburgen bauen, Steine in die Ostsee flitschen, klettern und rutschen auf dem Spielplatz – an diesem herrlichen Sonntag könnte man fast vergessen, dass so ein blödes Virus mit dem Namen eines mexikanischen Bieres seit über einem Jahr unseren Alltag bestimmt. Den anderen Promenadengästen scheint es ähnlich zu gehen. Um den Hunger in Schach zu halten, bestelle ich an der Imbissbude eine große Portion Fish and Chips. Als ich mich mit der fettigen Leckerei in der Hand meine Frau und den Sohnemann ansteuere, die es sich auf einer Bank bequem gemacht haben, werde ich hinterrücks attackiert. Unter ohrenbetäubendem Geschrei setzt ein Möwen-Kampfgeschwader zum Angriff auf meine Fish and Chips an. Zielgenau pflückt die freche Meute die Fischnuggets oben aus der Tüte. Übrig bleiben ein paar traurige Pommes. Mein Zorn verfliegt schnell, als mein Filius zu bedenken gibt: „Aber die Möwen wollen doch auch essen.“ Ich zücke mein Portemonnaie und bestelle mit einem Lächeln eine neue Portion Fish and Chips. Die Imbissbuden-Betreiber, die es in den vergangenen Monaten sicher nicht leicht hatten, wollen schließlich auch essen. pa
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