In der vergangenen Woche teilte mir ein alter Schulkumpel am Telefon mit, dass sein Vater verstorben sei. Ich bekundete mein Beileid, fragte meinen Freund, wie es ihm gehe und ob ich irgendetwas für ihn tun könne. Er habe derzeit allerhand mit der Beerdigung zu tun, würde sich aber freuen, wenn wir uns demnächst einmal sehen würden. Also verabredeten wir uns. Ein weiterer Freund aus Schultagen wolle auch dazustoßen.
Obwohl wir uns alle länger nicht gesehen hatten, war mir klar, dass der Abend in ein zünftigen Besäufnis ausarten wird. Am Tag des Treffens warf ich mich in Schale und suchte daher meine heruntergekommenste Jogginghose aus dem Schrank, befüllte meinen Rucksack bis zum Bersten mit Kola, Korn und Bier und schwang mich auf mein Fahrrad. Autofahren würde ich in wenigen Stunden eh nicht mehr können. Mein Freund wohnt nach wie vor im Nachbardorf. Als ich nach rund zwanzig Minuten sein Haus erreichte, stand er im Garten und rauchte eine Zigarette. Ich tat es ihm gleich. Dann gingen wir in sein Herrenzimmer, was einfach nur ein erwachsen klingender Ausdruck für Kinder- oder Spielzimmer ist. Mein Freund hatte alles vorbereitet. Auf dem Tisch vor der überdimensionierten Glotze, die fast den halben Raum einnahm, fanden sich Eiswürfel, Gläser, Chips in rauen Mengen und eine Nintendo Spielkonsole. Kurze Zeit später traf auch der dritte im Bunde ein.
Nach kurzer Begrüßung und der einen oder anderen Anekdote aus Jugendtagen bestellten wir beim örtlichen Lieferdienst eine Pizza. Sie war noch genauso fettig, wie ich sie in Erinnerung hatte. Da saßen wir nun also auf der Couch und spielten Mario Kart. Drei Männer in den 40ern, gekleidet in fleckige Jogginghosen, rauchend und Kola Korn trinkend. Über den verstorbenen Vater sprachen wir nicht und an den Heimweg kann ich mich nur bruchstückhaft erinnern. Als ich am nächsten Mittag aufwachte, las ich die Nachricht meine Freundes auf dem Handy. „Danke für den schönen Abend. Das machen wir mal wieder!“ pa