Ich sitze mit meinem Freund Malte in einer Bäckerei und er ist sichtlich angespannt. Heute ist der große Tag, an dem er sich einer Vorsorgeuntersuchung beim Hausarzt für Männer ab 40 unterziehen muss. Doch die Vorstellung, sich auf den Untersuchungstisch zu legen, lässt ihn in alte Ängste verfallen. Malte, der normalerweise als unerschütterlicher und selbstbewusster Mann bekannt ist, fühlt sich plötzlich wieder wie ein nervöser Rekrut bei der Musterung, als der Arzt unweigerlich mit den legendären Worten auftrumpfte: „Einmal den Auspuff zeigen bitte.“ Um die Peinlichkeit dieses Momentes zu überspielen, hat Malte eine Liste von Fragen erstellt, die so lang ist wie eine Rolle Toilettenpapier, und er ist entschlossen, keine davon zu vergessen. Von „Kann ich meine Socken während der Untersuchung anbehalten?“ bis hin zu „Wenn Sie mir schon hinten reingucken, wollen Sie mich dann nicht vorher wenigstens ins Kino einladen?“ Auf meine Frage, warum er den Mediziner denn mit derart infantilen Witzen traktieren möchte, antwortet er: „Ich bin einfach nervös. Was ist, wenn der doch irgendwo was findet?“ Ich versuche Malte zu beruhigen, doch der hat derweil begonnen, auf dem Smartphone medizinische Fachbegriffe auswendig zu lernen, als würde er eine Gastrolle in „Grey’s Anatomy“ übernehmen. Er beschließt, den Arzt bei der Untersuchung mit Ausdrücken wie „perkutane Nephrolithotomie“ und „palpable Splenomegalie“ zu beeindrucken. Dann verabschiedet sich Malte und ich wünsche ihm viel Erfolg für die Untersuchung. Nach etwa drei Stunden ruft mich mein Freund an und die Erleichterung ist ihm anzumerken: „Der Auspuff ist noch dran. Es stehen noch ein paar Auswertungen aus, aber es sieht alles soweit gut aus“, sagt Malte und ich frage mich, ob ich bei meiner Vorsorgeuntersuchung im nächsten Jahr genau so ein Theater machen werde. pa