Kinder haben eine wunderbare Art, die Welt zu sehen – frei von Vorurteilen und voller Neugier. Mein dreijähriger Sohn ist da keine Ausnahme. Seine Lieblingsschuhe? Knallrosa. Sein Lieblingskleidungsstück? Ein Rock in Regenbogenfarben. Wir lassen ihn entscheiden, was er gut findet, und das führt oft zu überraschenden und farbenfrohen Ergebnissen. Neulich lackierte sich meine Frau die Nägel türkis. Mein kleiner Junge beobachtete sie aufmerksam und war sofort begeistert: „Mama, ich will auch!“ Klar, warum nicht? Ein paar Minuten später waren seine Nägel ebenfalls türkis, und er war stolz wie Oskar. Der große Auftritt kam dann bei einer Familienfeier. Mein Sohn präsentierte seine türkisfarbenen Nägel mit einem breiten Grinsen. Doch nicht alle waren so begeistert wie er. Seine Großtante runzelte die Stirn und sagte: „Aber Nagellack ist doch eigentlich nur für Frauen.“ Ich konnte nicht anders, als zu schmunzeln und erwiderte: „Quatsch, jeder kann doch Nagellack tragen.“ Mein Sohn strahlte mich an, als wollte er sagen: „Du hast es verstanden, Papa.“ Aber der eigentliche Höhepunkt kam erst noch. Als seine Großtante mit einem skeptischen Blick auf seine rosa Schuhe fragte: „Ist Rosa denn nicht eine Mädchenfarbe?“, kam die Antwort wie aus der Pistole geschossen: „Aber Farben sind doch für alle da!“ Besser hätte ich es nicht auf den Punkt bringen können. In diesem Moment wurde mir klar, dass mein Sohn keinen Schutz braucht. Er hat es schon selbst verstanden und kann seine Ansichten wunderbar vertreten. Vielleicht sollten wir Erwachsenen öfter mal die Klappe halten und den Kindern einfach zuhören. pa