20. April 2024
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Spaziergänge an der Ostsee

Langsam verabschiedet sich der Sommer mit den heißen Tagen und wir begrüßen die 5. Jahreszeit mit kühleren Abendstunden und frischen Winden von See. Spaziergänge am Meer sind jetzt nach den mediterranen Temperaturen das reinste Vergnügen. Aber die Ostsee lockt auch im September immer noch zum Schwimmen und dem anschließenden Sonnenbad im Strandkorb. Die stehen Ihnen noch ein paar Tage zur Verfügung, bevor sie ins herbstliche Lager abtransportiert werden. Also ausnutzen!

Sie schützen zudem, wenn sich zwischendurch einmal plötzlich dunkle Wolkenberge auftürmen, während von Westen ein rosafarbener Himmel leuchtet, der Sonnenstrahlen übers Meer schickt. Auch die Ostsee nimmt dann gefährlich dunkelgrün-blaue Töne an und man meint, der Weltuntergang stünde bevor. Über einem grollt es fürchterlich, während erste Regentropfen das Gesicht benetzen. Ist es Ihnen dann aber zu ungemütlich in Ihrem Strandkorb, eilen Sie hurtig zur Promenade ins nächste Café. Dort können Sie in aller Ruhe bei einem Stück Pflaumenkuchen mit Sahne dem Geprassel des Regens lauschen und zusehen, wie der Himmel langsam heller wird. Während Sie ganz sutje Ihren nachmittäglichen Kaffee getrunken haben, lädt die Sonne zur Fortsetzung Ihres Sonnenbades oder zu einem Spaziergang an der See ein.

Der Sand ist nass, die Luft frisch und abgekühlt. Es riecht leicht salzig. Auf Ihrem Weg zum Strand begegnen Ihnen einige Möwen, manche laufen Ihnen sogar hinterher, wenn sie meinen, dass es bei Ihnen etwas Fressbares zu holen gibt. Kennen Sie die Arten? Viele wissen sie nicht zu benennen. Inzwischen hat sich der Himmel beruhigt und schickt freundlichere Farben auf die Erde. Einige große Menschen trauen sich ins Wasser, während Kinder von einem blauen Ponton ins Nass springen. Die Ostsee ist glatt und ruhig, nur kleine Wellen spülen Kiesel an den Ufersaum. Apropos Steine. Da leuchten Sie ganz viele unterschiedliche an, gerade wenn sie nass sind. Feuersteine werden Sie vielleicht noch kennen, aber was hat man früher damit gemacht? Da gibt es doch noch Hühnergötter. Was sind das noch für welche, werden Sie sich fragen. Und Bernsteine? Die liegen natürlich nicht wie Sand am Meer als geschliffene Schönheiten. Unbearbeitet sind sie unscheinbarer und in jedem Fall viel leichter als Steine in der gleichen Größe. Ungeübte Augen finden Sie nicht so leicht. Aber verzweifeln Sie nicht, denn man kann das Finden üben und irgendwann werden Sie nach einigen Spaziergängen belohnt mit einem Donnerkeil oder einem versteinerten Seeigel und eines Tages auch mit einem wunderschönen Bernstein. Setzen Sie Ihren Spaziergang an der Küste fort, wird es zunehmend uriger. Sie passieren noch einige Strandkörbe, dann macht sich Strandhafer mehr und mehr breit. An den Sanddornbüschen hängen die reifen knall orangefarbenen Früchte, die Sie mal probieren können. Schön säuerlich! Es ist schon umständlich von den kleinen Beeren Säfte oder Marmelade zu machen, zumal sie sich mit langen Dornen wehren. Sie können es sich einfacher machen und vor Ort in Naturkost- oder Hofläden die Produkte der leckeren gesunden Früchte kaufen.

Ein Steilufer zur Linken, zur rechten das Meer. Die Steine werden größer und wachsen zu Felsen an, die sich Ihnen in den Weg stellen. Feste Schuhe sind dann ganz sinnvoll, aber es gibt auch Naturfreunde, die leichtfüßig über die Steine laufen. Auch im Uferbereich liegen bunte Steine und wenn Sie genau hingucken, sehen Sie schlanke Fische durchs Wasser huschen, manchmal ganz kleine platte und Quallen. Viele kennen ihre Namen nicht. Uferschwalben fliegen flink an Ihnen vorbei, als sich plötzlich Ihr Blick auf ein Gebilde aus Steinen richtet. Manchmal begegnen Ihnen auf Felsen der Molen wahre Skulpturen aus übereinander gestapelten Steinen, die aussehen wie bestimmte Tiere, ein menschliches Antlitz oder abstrakte Objekte. Man meint, ein leichter Windstoß könnte sie zerstören, aber oft halten sie stand. Sie scheinen der Schwerkraft zu trotzen – probieren Sie es aus. Es braucht ein wenig Übung, die passenden Steine zu finden und gleichzeitig ein Kunstwerk zu gestalten. Für manche ist diese Art der Beschäftigung die reinste Meditation.

Es wird Ihnen auffallen, dass viele Bäume am Ufer herumliegen oder, nur noch von Wurzeln gehalten, demnächst herunterstürzen. Jedes Jahr bröckeln Teile der Steilufer ab, sodass sich diese im ständigen Wandel befinden. Für schöne Fotos gibt es an solchen Orten Motive ohne Ende, die sicher nicht nur Profis ins Auge springen.

Wenn Sie auf Ihren Spaziergängen genauer wissen möchten, welche Tiere und Pflanzen Strand und Wasser beleben und mehr über die Ostsee als Lebensraum erfahren möchten, empfehlen wir beispielsweise die naturkundlichen Strandführungen mit Dr. Vollrath Wiese vom Haus der Natur. Jeden Dienstag finden sie um 15 Uhr in Kellenhusen und jeden zweiten Dienstag um 10 Uhr in Grömitz statt. Das Magazin Lübecker Bucht hat an einer der Strandführungen in Kellenhusen teilgenommen. Vorab lässt sich sagen, dass sie nicht nur für Erwachsene geeignet, sondern besonders auch Kinder herzlich willkommen sind. An dem Tag Mitte August zogen von Osten dunkle Wolken auf, aber wir hatten Glück, denn der Himmel öffnete erst ganz zum Schluss seine Schleusen. So erfuhren wir beim Regenschauer in der nahen Kurverwaltung noch einiges über seltene Muscheln und schmackhafte Fische der Ostsee.

Es war etwas diesig, sodass wir die 20 Kilometer entfernte Mecklenburger Küste nur schwach in Umrissen erkennen konnten. Den Kühlungsborner Hügel, der 45 Kilometer entfernt liegt, konnten wir nur erahnen. Auf unserem Weg zum Wasser trafen wir auf unterschiedliche Möwen, die teils beringt waren. Wenn Sie Ornithologen zur Seite stehen wollen, geben Sie Ihnen gern Auskunft über gelb- und grünberingte Möwen. Die Grünen kommen aus Mecklenburg, die Gelben von dieser Küste. Ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass die unterschiedlichen Vögel auch im Fußkleid sehr verschieden sind? Die Silbermöwe läuft auf hautfarbenen Füßen über den Sand, während die Lachmöwe es farbenfroher mag und das Rot gewählt hat. Auf grünen Füßen kommt die Sturmmöwe daher und der Chef am Strand, die Mantelmöwe, hüllt sich in einen schwarzen Mantel und stolziert auf hellgrauen bis rosafarbenen Füßen. Manchmal kann man am Ende der Molen einen großen dunklen Vogel mit ausgebreiteten Flügeln entdecken. Warum der wohl so dasteht und ausharrt? Da trocknet ein meisterhafter Taucher und Fischjäger sein Gefieder. Unter Wasser ist er schnell und beweglich, dafür sorgen auch seine Ruderfüße. An Land eher plump. Sein Gefieder nässt schnell durch, wodurch er es immer wieder trocknen muss. Fischer mögen ihn eher nicht so gern, denn er erscheint ihnen als Konkurrenz. 400 Gramm Fisch braucht der Kormoran täglich zum Leben. Seeschwalben vollführen vor unseren Augen ihre Flugkünste. Wir erfahren, dass sie in einer monogamen Saisonehe leben. Für die Region ist die Zwergseeschwalbe bedeutend, denn am Klosterseestrand leben 60 Paare; immerhin ein Zehntel des Brutbestandes in Deutschland. Haben Sie gewusst, dass die Küstenseeschwalbe, dieser kleine Vogel, jedes Jahr 15.000 Kilometer zur Antarktis fliegt und 15.000 Kilometer wieder zurück in unsere Gefilde, um hier im Sommer zu brüten?

Während die kleine Gruppe an Erwachsenen und Kindern aufmerksam den Ufersaum nach besonderen Schätzen absucht, nimmt der Biologe seinen Kescher, um im seichten Wasser nach Meeresbewohnern Ausschau zu halten. Nach kurzer Zeit präsentiert er uns seinen Fund in einem Behältnis mit Ostseewasser. Stein- und Sandgarnelen – die ersten haben winzige blaue Scheren – Strandgrundeln und eine Babyflunder. Eine Babynesselqualle hält er in seiner Hand. So dramatisch ist das Brennen durch die Nesseln der Feuerqualle gar nicht. Schließlich erfahren wir noch Wissenswertes über Muscheln, Schnecken und Steine am Ostseestrand. Unser Fazit: Die Strandführungen sind unbedingt zu empfehlen. Genaueres erfahren Sie unter www.hausdernatur.de. Wenn Sie sich für Schnecken- und Muschelschalen interessieren, sollten Sie dem Museum in Cismar in jedem Fall einen Besuch abstatten. Mehr als 5.000 Arten bieten einen Einblick in die unermessliche Vielfalt des zweigrößten Tierstammes. Manche sind so groß wie ein Sandkorn, andere können bis zu 1 Meter lang werden. Wie Sie sehen, gibt es mit offenen Augen an der Ostsee viel zu entdecken.

© Foto: Tourismus Service Grömitz

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