29. März 2024
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Stadtführungen – Mit dem Fischer durch Travemünde

An der Vorderreihe/Ecke Rose steht ein Pulk von Menschen vor der Sparkasse. Best Ager überwiegend, aber auch ein paar Kinder und ein Ehepaar mit einem Baby. Inmitten von ihnen, nicht zu übersehen im Fischerhemd mit Gummistiefeln und Südwester, meldet Stadtführer und Fischer Burkhard Wunder die Gruppe für die Fischprobe an – denn die gehört natürlich dazu. Doch vorerst geht’s mit amüsanten Anekdoten, Seemannsgarn und viel Wissenswertem auf den Spuren der Fischer durch die Altstadt.

Vor dem schmucken alten Pegelhäuschen, an dem Sie heute gemütlich sitzen können, um die Passat und die Pötte in Augenschein zu nehmen, machen wir Halt und lauschen den Geschichten des Stadtführers. Mal in gereimter Form, aber immer mit viel Humor berichtet er vom harten Leben der Fischer, die auch zum Rein- und Rauslotsen der Schiffe dagewesen waren. Auf unserem weiteren Weg machen wir einen kleinen Schlenker zu einer alt eingesessenen Fischräucherei, vor der wir mit Häppchen am Spieß und kleinen Portionen Fischsalat bedient werden. Es gibt „Kaiser Friedrich“, der natürlich so heißt, weil der Kaiser den in einer Soße aus Honig, Sahne und Senf eingelegten Matjes sehr schätzte. Außerdem den milden, zarten Travemünder Kräutermatjes und eine Wiener Wurst aus Wels. Im Hintergrund vernehmen wir, wie eine Teilnehmerin über die letzte Delikatesse aufgeklärt wird. „Elke, das ist Fischbockwurst.“
Natürlich ging es schon Jahrhunderte zuvor um den Fisch, genaugenommen den Hering. Wir erfahren welche Rolle er in Lübeck und damals besonders auch für die Gesundheit der Menschen spielte. Burkhard Wunder bringt es auf den Punkt: „Salzhering rin, Würmer weg!“

Das sei die Wurmkur der damaligen Zeit gewesen. Im Gänsemarsch geht’s weiter an der Kaimauer entlang Richtung Travequelle. Zwischendurch zeigt uns der Fischer alte Abbildungen, die demonstrieren welche Bedeutung der Fisch früher hatte. Auf einer sehen wir Holzkisten, die sich zu Tausenden vor den Häusern der Vorderreihe stapelten, denn zunächst hatte der Ort keinen Hafen. „Es hat mächtig gestunken vor den Logierhäusern und seit es um 1900 Motoren gab und die Hochseefischerei begann, wurde es immer schlimmer. Immer mehr Fischkisten stapelten sich, bevor sie abtransportiert wurden. Und es gab kein Eis“, erklärt Burkhard. Ein Hafen musste gebaut werden.
Wir machen Station an der Lügenbank, vor dem Sitz der Fischereigenossenschaft und werfen einen Blick in die alte Vogtei. Das repräsentative Haus, in dem früher der Adel residierte, beherbergt heute ein Restaurant. Auch Tee, Kaffee und Wein ist im Angebot. Nach einem Besuch in der schlichten, aber mit einer wunderschönen barocken Decke ausgestatteten Kirche, gelangen wir zum Jahrmarkt mit den idyllischen Fischerhäuschen.

„Heute gibt es in Travemünde noch vier Berufsfischer“, meint Burkhard Wunder und fügt hinzu: „Bis in die 1960er Jahre gab’s noch gute Fänge, im Mittelalter brauchte man keine Netze. Es war alles schwarz von Fischen und ein Kescher reichte.“ Wir sehen einem Fischer in seinem Kutter zu, wie er den Fisch für einen Kunden filetiert. Einige Fische liegen in den Kisten. In der Auslage der Verkaufsbude entdecken wir Dorsch, einige Steinbutts und ein paar Seehasen. Es riecht nach gebratenem Fisch, den Sie ganz frisch in den angrenzenden Restaurants essen können.

Die Tour mit dem Fischer, die jeden Dienstag (von April bis Oktober) von 11 bis etwa 13 Uhr stattfindet können wir unbedingt empfehlen. Anmelden brauchen Sie sich nicht. Infos erhalten Sie unter Tel. 04502 8891790.

Stadtführung Travemünde (c) Regine Tams

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