19. April 2024
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Interview – Im Gespräch mit Kaya Yanar

Er sorgte dafür, dass allein schon bei der simplen Frage „Was guckst Du?!“ die Lachmuskeln zum Einsatz kommen: Kaya Yanar. Seitdem begeistert er ein großes Publikum, indem er die verschiedenen kulturellen Unterschiede humorvoll auf die Schippe nimmt. Wir sprachen mit dem 43-jährigen Komiker und Fernsehmoderator und erfuhren unter anderem, was er ziemlich und was er gar nicht witzig findet. Wer seinen Auftritt am 10. November 2016 in der Lübecker Musik- und Kongresshalle also nicht erwarten kann, der darf sich die Wartezeit ein wenig mit unserem Talk im November verkürzen…

Herr Yanar, Mitte November kommen Sie nach Lübeck, um Ihre neue Tour „Planet Deutschland“ vorzustellen. Ist man mit Ihrer Bühnenerfahrung noch nervös, wenn man dem Publikum etwas Neues bietet?
Nicht wenn ich das Programm schon eingespielt habe. Bevor ich nach Lübeck komme, hab ich die Show schon knapp 30 Mal aufgeführt. Da weiß ich was funktioniert und was nicht. Hinsichtlich meiner Show in Lübeck verspüre ich also mehr Vorfreude als Nervosität.

Wir sind gespannt! Worum geht es in Ihrem neuen Programm?
Momentan lebe ich nicht in Deutschland. Ich bin in der Schweiz zuhause und wohne dort mit meiner Freundin zusammen. Beim Versuch ihr zu erklären wie die Deutschen so ticken, erhalte ich einen wunderbaren Blick von außen auf die deutsche Kultur. Mir fallen nun erst Dinge auf, die ich vorher noch nie bemerkt habe. Ich versuche meiner Freundin die Heimat zu erklären und stelle fest: es ist nicht leicht. Warum gucken Deutsche an Silvester „dinner for one“?, Warum bringt uns der Weihnachtsmann die Geschenke und nicht, wie in der Schweiz, das Christkind? Es wird quasi eine „Bestandsaufnahme Deutschland 2016“ Sport, Essen, Haustiere, deutsche Geschichte und die EU-Politik sind ebenfalls Bestandteil. Auch spiele ich viel mit Dialekten auf der Bühne. Deutschland ist multikulturell! Spannend werden auch persönliche Eindrücke aus meiner ersten Yogastunde.

Es gibt verschieden Arten von Humor und wie bei der Kunst auch, ist die Hemmschwelle hier weiter hinten als in anderen Bereichen. Wo ist Ihrer Meinung nach die Grenze?
Bei Witzen über Krankheiten, Tod, Schicksalsschlägen und Religion hört es meiner Meinung nach auf. Auf diesen Gebieten sollte weder provoziert noch beleidigt werden. Religion zum Beispiel ist Menschen wichtig und heilig und das sollte ernst genommen werden. Gute Comedy bietet viel mehr als bloß in die Provokation zu gehen. Das wäre nur die einfachste Art.

Ihre Eltern sind türkisch-arabischer Herkunft. Kennt man Sie in der Türkei auch als Komiker?
Nein, nicht wirklich. Ab und zu schicken mir Verwandte zwar vereinzelt Zeitungsartikel aber in der breiten Bevölkerung bin ich nicht präsent, nur in einigen Kreisen.

Sie sind äußerst wandelbar – so wird aus Kaya schnell mal Hakan oder Ranjid. Wer von den dreien bringt Ihnen am meisten Spaß!
Die Figur die am besten ankommt ist definitiv Ranjid. Hakan ist aber auch gut dabei. Vor allem aber sind die Figuren schon sehr lange präsent. Das Publikum ist ja quasi mit denen aufgewachsen und es freut mich zu merken, wie die beiden Figuren sich in der festen Fangemeinde etabliert haben.

Über welchen Ihrer Kollegen können Sie besonders herzhaft lachen?
Ach, da gibt es einige. Wer mich immer wieder beeindruckt ist Otto Waalkes. Der ist unglaublich … ein Komiker mit Leib und Seele. Gut finde ich auch „Die Teddy Show“ von und mit Tedros Teclebrhan. Er ist wohl der erster Comedystar Deutschlands, der durch Youtube bekannt wurde. Mittlerweile geht er auch als Komiker auf Tour.  Er verkörpert eine neue Form der Comedy, indem er Bekanntheit durch die sozialen Medien erlangt hat. Auch Paul Panzer ist ein lustiger Kollege. In meinen Anfängen, vor knapp 15 Jahren gab es nur ´ne Handvoll Comedystars. Bis heute hat sich die Branche phänomenal entwickelt.

Was ist typisch für einen Deutschen, was für einen Türken?
Es leben ja beide Seelen in mir. Daher weiß ich, dass der Deutsche zur Ordnungsliebe neigt. Diese erwartet er auch im Ausland. Dort herrscht aber eine ganz andere Mentalität. Während hier der Tag und das Zusammenleben nach einer gewissen Struktur ablaufen, kann es in anderen Ländern etwas chaotischer zugehen: Der für heute gerufene Klempner kommt dann zum Beispiel erst morgen. Aber dafür wird die Gastfreundschaft in Türkei groß geschrieben. „Emotionalität“ und „familiäre Zusammenhalt“ sind auch ein Stichworte, die auf die türkische Kultur zutreffen.

Tierschutz hat bei Ihnen eine herausragende Bedeutung: die Tierrechtsorganisation PETA erhält von Ihnen Unterstützung im Kampf gegen Pelz. Auch ernähren Sie sich vegan. In welchem Bereich besteht ihrer Meinung nach noch dringender Handlungsbedarf?
Zuerst muss ich zugeben, dass ich Teilzeitveganer bin. Ich versuche die vegane Ernährungsweise so gut es geht umzusetzen. Allerdings schaffe ich es nicht immer vegan zu leben. Gerade wenn man unterwegs ist, ist es doch recht schwer. Man kann mal drüber nachdenken, ob Tierversuche noch sein müssen. Die Forschung ist doch so weit entwickelt, dass man nicht unbedingt Tiere damit malträtieren muss. Auch sollte man darauf schauen, was für Ressourcen das Stück Fleisch auf meinem Teller verbraucht. Das sind sowohl Wasser und Weideflächen und beeinflusst sogar die globale Erderwärmung. Ich will niemand sein Steak absprechen, aber das Wissen, wieviel Aufwand dahinter steckt, sollte gefördert werden. Fleisch ist Luxus. Viele essen aber jeden Tag Fleisch. Es wäre cool, wenn man den Konsum allgemein reduzieren könnte.

Können Sie uns zum Schluss noch diesen Witz zu Ende erzählen? „Kommt ein Pferd in die Kneipe….“

…fragt der Barkeeper: Warum so ein langes Gesicht?

Volltreffer! ☺ In diesem Sinne bedanken wir uns für das interessante Gespräch und wünschen eine erfolgreiche Tournee.

© Foto: Nadine Dilly

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