29. März 2024
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Im Talk mit Arved Fuchs

Während unsereins zum Abschalten gemütlich im Ohrensessel sitzt und ein Buch liest, schmiedet der 63-jährige Bad Bramstedter Pläne für neue Expeditionen, die ihn in weite Ferne ziehen. Zusammen mit seinen Weggefährten, bestehend aus einer Crew und dem Segelschiff Dagmar Aaen, meisterte er schon so manch waghalsige Reise – wie etwa die Entdeckungsreise „Ocean Change“, die jüngst erfolgreich beendet wurde. Wir sprachen mit dem Globetrotter, der gerade erst von der HanseSail Rostock zurückgekehrt ist und lauschten seinen spannenden Anekdoten.

  • Herr Fuchs, der 2. August 2016: Sie kehren von Ihrer Expedition „Ocean Change“ heim und erreichen den Hamburger Hafen. Bitte beschreiben Sie uns doch, was Sie in diesem Moment gefühlt haben?

Vor ziemlich genau einem Jahr sind wir vom Hamburger Hafen aus aufgebrochen. Zwischen Reisebeginn und Rückkehr liegen 21.000 Seemeilen. Unterwegs wurden wir mit schwierigen klimatisch Bedingungen konfrontiert. Beim Einlaufen ließen wir den Anblick der neuen Philharmonie und die gesamte Szenerie des Hamburger Hafens auf uns wirken und dabei fiel uns eine Menge Last von den Schultern. Es war einfach ein tolles Gefühl wieder zuhause angekommen zu sein.

  • Unterwegs gehen Sie den Problemen auf den Grund, die unsere Zeit mit sich bringt. Zum Beispiel leisteten Sie vor den Küsten Afrikas Aufklärungsarbeit über nachhaltige Fischerei. Welche überregionalen Problematiken sind Ihnen außerdem begegnet?

Es betrifft eigentlich die Fischerei im weitesten Sinne. Die Folgen der Überfischung der Meere haben starken Einfluss auf die Küstenregionen. Küstenfischerei ist ein Stück Kulturgeschichte und mit dem Wegfall der Kleinfischer verschwindet auch diese Kultur. Ein weiteres Thema ist die Vermüllung mit Plastik. Die gesamte Problematik muss ein Gesicht erhalten. Leider geschieht die Vermüllung nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit, da nur wenige Menschen direkten Zugang zum Meer haben. Wir stehen in der Pflicht darüber zu berichten und damit Menschen einzubinden und zu sensibilisieren. Klima- und Naturschutz im weitesten Sinne kann nur realisiert werden, wenn man Menschen damit emotional berührt. Dann wird sich auch etwas bewegen .

 

Journal_12©Arved-Fuchs-Expeditionen

Foto: Arved Fuchs

  • Was war Ihre bisher extremste und was die schönste Erfahrung bei Ihren Abenteuern?

Das extremste Erlebnis waren die Stürme auf der jüngsten Expedition. Die
Kap Horn- Region ist bekannt für schlechtes Wetter. Durch den  El- Ninjo -Effekt war es darüber hinaus außergewöhnlich stürmisch. Es herrschte wirklich eine übermäßige Sturmhäufigkeit mit extremen Seegangsverhältnissen. Wunderschön hingegen war die antarktische Halbinsel. Der Besuch dorthin ist ein grandioses Naturerlebnis welches schwer in Worte zu fassen ist. Dinge wie hochalpines Gelände, weites Eis, zwanzig Buckelwale und Pinguinkolonien sind einfach atemberaubend.

  • Wie bereitet man sich auf die Wetterextreme vor, die Sie auf Tour jederzeit heimsuchen können? Mit einem guten Magenpräparat allein ist es wohl nicht getan…;)

Ich werde nicht seekrank, da habe ich einfach Glück. Im Grunde muss man das Handwerk beherrschen und die sogenannte Seemannschaft draufhaben, die erforderlich ist um ein Schiff durch den Sturm zu bringen. Alleine kann man das nicht leisten, deswegen braucht ein Schiff eine starke Mannschaft. Auch das Schiff muss für extreme Bedingungen geeignet sein. Schiff und Mannschaft bilden eine Symbiose, die in einer lebensfeindlichen Umgebung zusammensteht. Ein tolles Erlebnis ist es, wenn man nach dem Sturm in ruhigeres Fahrwasser fährt und man weiß, man hat gemeinschaftlich eine kritische Situation gemeistert.

  • Indem Sie Ihr Studium abbrachen und auf Expedition gingen, taten Sie etwas, was viele sich nicht trauen. Woher kam der Impuls zu diesem Schritt? Waren Sie anfangs unsicher?

Ich hatte von Kindheit an klare Vorstellungen: Ich wollte reisen! Die Seefahrt liegt mir im Blut. So war es klar, dass ich den Weg in die Selbstständigkeit suchen würde. Es ist halt kein Berufsbild im üblichen Sinne. Daher war auch die logische Konsequenz, dass viele Skeptiker, Mahner und Bedenkenträger sich zu Wort meldeten.

  • In Ihrer Vergangenheit zog es Sie überwiegend in arktische Gebiete. Warum gerade in die Kälte?

Ich bin zwar auch in tropischen Gebieten gewesen, aber den Schwerpunkt meiner Reisen bilden tatsächlich Arktis, Antarktis und Ozeane. Die Faszination dabei ist die unbeschreibliche Naturlandschaft mit einer unglaublich großen Vielfältigkeit. Interessant sind auch die Menschen die dort leben – die Inuit und deren Kultur. Man muss dabei lernen mit der Kälte umzugehen. Aber das Ertragen der Kälte ist den Zugang zur Landschaften wert.

  • Wie sieht es zur Abwechslung mal mit einem „All-Inclusive-Urlaub“ am Hotelpool aus?

Auf keinen Fall! Ich fahre gerne in den Urlaub aber nicht in eine Touristenhochburg,sondern dorthin wo bestimmte Unternehmungen möglich sind. Ich muss mich bewegen. Einfach nur den Tag am Pool verbringen wäre mir zu langweilig.

  • Wir sind neugierig – wo geht die nächste Reise hin?

Das ist noch nicht  ganz klar. Ich habe einige Ideen, aber darüber rede ich erst, wenn diese wirklich feststehen. Dafür bitte ich um Verständnis.

  • Gibt es irgendeinen Ort den Sie bereist haben, an dem Sie sich vorstellen könnten, den Lebensabend zu verbringen?

Meinen Lebensabend möchte ich hier verbringen, denn dies ist meine Heimat. Wenn ich irgendwann nicht mehr reisen kann, will oder mag dann möchte ich hier alt werden. Ich bin immer gereist und könnte mir vorstellen beispielsweise eine Zeit lang in Kanada zu leben. Allerdings herrscht dort auch ein anderes kulturelles Umfeld. Im Übrigen bin ich überzeugter Schleswig Holsteiner.

Wir bedanken und für das spannende Gespräch und wünschen viel Erfolg beim nächsten Segelprojekt.

 

 

 

 

 

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