24. April 2024
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Lübecker Dielenhäuser

Die Diele – hier spielte sich das Leben ab

Öffnet man die schwere Tür des Giebelhauses und geht ein paar Schritte auf den teils gerissenen Steinplatten in den Raum, steht man mittendrin und ist verwundert über den hohen weiten Raum. Mäuschen spielen über die Jahrhunderte, das wäre sicher interessant. Was mag sich alles abgespielt haben in der guten Stube, dem Ausstellungsraum oder der Werkstatt. Die Diele war und ist das Herz der gleichnamigen Häuser in Lübeck und anderen Hansestädten. Hier wurden Waren gelagert und Geschäfte gemacht, hier lebte die Familie, Lehrlinge und Gesellen. Auf offenem Feuer wurde gekocht. Dabei stieg der Rauch früher einfach nach oben und suchte sich seinen Weg durch die Decke und das Dach. Kamine gab es erst später. Platz war in den steinernen Häusern, die nach den Stadtbränden 1251 und 1276, aufgebaut wurden und das Stadtbild prägten, reichlich. Hier standen große Kupferkessel der Brauer und alle möglichen Waren der Kaufleute. Ihre Häuser standen an der Westseite der Stadt. Vom Seehafen wurden die Waren mit Karren vor die Häuser gefahren und in die Dielen getragen. Was nicht gleich verkauft wurde, zog man mittels einer Winde in die Speichergeschosse darüber.  Die Handwerker siedelten sich im Osten der Stadt an. Neben den Brauern, gingen Schuster und Knochenhauer ihrem Tagewerk nach. Die Giebelhäuser bewährten sich und blieben über die Jahrhunderte Wohn-, Arbeits- und Speicherhaus in einem.
Im Laufe der Zeit feilte man am baulichen Innenleben, um für mehr Bequemlichkeit für die Bewohner zu sorgen. Im Hof wurde angebaut und von der Diele führte eine Spindeltreppe in die privaten Räume, die durch Kachelöfen beheizt wurden. Ein Balkenkeller konnte auch im Sommer perfekt als kühler Vorratsraum genutzt werden. Und der Kaufmann bekam natürlich sein Kontor, eine heizbare Stube, in der er über seinen Büchern sitzen konnte. Dazu wurde schon im Mittelalter die große Diele unterteilt. Man trennte einen kleinen Raum zur Straße hin ab. Die Dornse oder auch Dörnse eignete sich gut, um Käufer zu empfangen und war vermutlich bei Nicht-Kaufleuten die gute Stube. In vielen Altstadthäusern ist die Diele erhalten geblieben und wird auch heute noch vielfältig genutzt. Schauen Sie beim nächsten Spaziergang durch Lübeck einmal genauer hin. In manchen der Häuser sind heute Läden, Restaurants oder sie stehen für Besucher offen. Beispielsweise im „Laden 15“ in der Königstraße 30, in der Weinhandlung „H. F. von Melle“ in der Beckergrube 86, in den Restaurants „Schabbelhaus“ in der Mengstraße 48/50 oder „Da Luigi“ in der Fischergrube 18, können Sie sich überzeugen von der jahrhundertealten Tradition der Dielenhäuser. Das in der Fleischhauerstraße 79 steht für Besucher offen und lässt sich sogar für die private Familienfeier mieten.

Foto: Ulrich Büning

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