29. März 2024
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Für “Soziales Engagement!” – Die Neustädter Tafel e.V. am Limit!

Im Kühlregal für die Milchprodukte herrscht gähnende Leere. Wenige Packungen Milch, Eier und Butter sollen für 250 Familien reichen, die an den zwei Ausgabetagen in den Sandberger Weg kommen, um sich mit den nötigsten Lebensmitteln einzudecken. Fleisch ist eine Rarität. Selbst Brot oder Brötchen reichen nicht annähernd. Im gesponserten Brötchenbackautomat backen die Mitarbeiter der Tafel Rohlinge, um wenigstens einige Tüten mit dem Grundnahrungsmittel anbieten zu können.

„Es wird immer enger, aber wir versuchen, niemanden abzuweisen“, sagt Eitel Pries, der 1. Vorsitzende. Deutlich weniger Lebensmittel sollen gerecht an alle Kunden verteilt werden. Bei Obst und Gemüse gehe es einigermaßen, aber Molkerei- und Trockenprodukte gebe es fast gar nicht. „Die Supermärkte kalkulieren knapper und geben weniger ab. Sie bieten Waren kurz vor dem Verfallsdatum zum noch günstigeren Preis in ihren Läden an und Wurst und Fleisch landet nach Ablauf des Datums in der Mülltonne“, meint der Vorsitzende und schüttelt mit dem Kopf. Dabei könne die Tafel eine geschlossene Kühlkette gewährleisten. Die beiden Fahrzeuge haben Kühlräume und in der Tafel selbst gebe es einen großen Froster, in dem Waren auch eingefroren werden können, um sie zu einem späteren Zeitpunkt anzubieten.
Gemüse und Obst müssen sorgfältig geprüft und Vergammeltes aussortiert werden. Nicht selten landen ganze Kisten mit Verfaultem auf den Tischen der Tafel, die so von den Discountern nicht mehr entsorgt werden brauchen. Die sieben AGH-Kräfte, ehemals waren es 14 1-Euro-Jobber, verbringen einen großen Teil des Tages damit, das Gute vom Schlechten zu trennen. Da bleibt häufig von einem Eisbergsalat nicht mehr viel übrig. Kaum 40 Prozent an Frischem kann den Kunden noch angeboten werden; der Rest wird in die Biogasanlage gefahren. Die zwei Kühlfahrzeuge mit je zwei Fahrern sind sechs Tage unterwegs, um Waren von Supermärkten und anderen Geschäften abzuholen und zu entsorgen.
Zur Neustädter Tafel gehören außerdem der Tafeltreff und die Kleiderstube. Hier kann jeder das eine oder andere Schnäppchen im gutsortierten Laden erstehen. Auch Accessoires und leckere Marmeladen locken Besucher. Der Tafeltreff hat sich längst zum festen Anlaufpunkt für ältere und einsame Menschen aus der näheren Umgebung entwickelt. Mittags wird ein günstiges frisch zubereitetes Menü angeboten. „Viele ältere Damen aus der Nachbarschaft kommen schon am frühen Vormittag und lassen sich hier nieder. Früher gab’s die Butterschiffe, heute den Tafeltreff“, meint Pries und schmunzelt. Während der Schulzeit schmieren die Mitarbeiter außerdem frühmorgens 130 Brötchen, die in zwei Neustädter Schulen gebracht werden.
Auch immer mehr Flüchtige kommen zur Tafel und versorgen sich dort mit lebenswichtigen Nahrungsmitteln. Der Vorsitzende weist darauf hin, dass er sich ein Miteinander wünsche, bei dem andere Religionen respektiert werden. „Jeder, der zu uns kommt, soll möglichst gerecht behandelt werden, so Pries. Ein Vegetarier erhalte Fleischloses und ein Muslim kein Schweinefleisch. Inzwischen gebe es Mitbürger, die sich diskriminiert fühlen, weil sie meinen, Flüchtlinge werden bevorzugt. „In keiner Weise ist das der Fall“, betont er.
„Wir werden selten gefragt, wie wir zurechtkommen“, erklärt der Vorsitzende, der nach vier Jahren Ende des Monats sein Amt zur Verfügung stellen wird. Oft sei er mit seinen Mitarbeitern auf Klinkenputzertour unterwegs, doch die Rückmeldungen sind selten. Großbetriebe verhalten sich zurückhaltend. Zum Glück gebe es immer wieder liebe Mitbürger, die Gutscheine abgeben oder selbst Lebensmittel bringen. Auch solche, die selten sind wie Nudeln, Reis oder Konserven. Menschen, die die Neustädter Tafel unterstützen wollen, sollten auf der Spendenbescheinigung
ausdrücklich vermerken, dass der Betrag zum Kauf von Lebensmitteln eingesetzt werden darf. Ansprechpartner sind Eitel Pries und Maria
Magdanz, Tel. 04561-5248181, E-Mail: neustaedter.tafel.e.v@t-online.de. Schauen Sie auch gern unter www.tafel-neustadt.de.

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