29. März 2024
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Interview – Im Gespräch mit Hellmuth Karasek

Er liebt die Literatur und ist ihr Kritiker, er ist Journalist, Buchautor, Film- und  Literaturkritiker und Professor für Theaterwissenschaft. Hellmuth Karasek ist im letzten Jahr 80 Jahre alt geworden und hat gerade sein neues Buch „Das find ich aber gar nicht komisch!“ vorgestellt. Bekannt geworden ist er auch durch die ZDF-Sendung “Das Literarische Quartett“, die unter der strengen Ägide Marcel Reich-Ranickis stand. Immer noch ist er gern gesehener Gast in Talkshows und bereichert sie humorvoll. Wir trafen Hellmuth Karasek zu einem Gespräch im Café Fitz in Timmendorfer Strand.

Mindestens 5.000 Bücher sollen in Regalen Ihres Schlafzimmers stehen, aber eBooks mögen Sie nicht, so haben wir gelesen.

Die Bücher stehen in drei Räumen und manche in zwei Reihen, es sind wohl viel mehr als 5.000. Als wir vor 33 Jahren in unsere Wohnung zogen dachte ich: „Da kommst du nur mit den Füßen nach vorne heraus.“ Nein, eBooks habe ich noch nicht gelesen, aber im nächsten Leben werde ich der Idee näher treten.
Viele kennen Sie aus der ZDF-Sendung „Das Literarische Quartett“. Man konnte sich darüber köstlich amüsieren, maßlos ärgern oder beides. Marcel Reich-Ranicki leitete die Sendung mit dominanter Hand und bissiger Zunge. Es schien, als ob sich keiner gegen ihn durchsetzen konnte. War das Kalkül?

Es gibt Menschen, die sind, wenn sie irgendwo auftreten, immer im Mittelpunkt der Gesellschaft. Reich-Ranicki gehörte eindeutig dazu. Reich hatte den Abend beherrscht und sagte beim Abschied: „Es war sehr schön, nur leider bin ich nicht richtig zu Wort gekommen.“ Aber er war älter und der Häuptling und wenn man vom Affen spricht, er war der Silberrücken. Wir haben immer versucht, ihn zu stürzen. Es ist nicht gelungen.

Was haben Sie bewundert an Marcel Reich-Ranicki?

Ich glaube, ich hätte am liebsten seinen kompromisslosen Mut, weil er sich auch nicht scheute eigene Freunde, mit der Wahrheit zu konfrontieren. Diese Stärke hat er in seiner Jugend erworben. Ich bin eher jemand, der nicht gern mit Feinden lebt, aber nur, wo es gar nicht anders geht.

„Das Literarische Quartett“ wird in diesem Jahr neu aufgelegt. Sicher wird sich die Sendung von der damaligen stark unterscheiden. Wie sollte sie sein?

Sie sollte so interessant sein, dass ich gerne zugucke. Volker Weidemann (er wird die Sendung wieder aufleben lassen, Anm. der Redaktion) ist
ein unerschrockener Kritiker und die WDR-Moderatorin Christine Westermann ist ausgleichend. Dann kommt immer ein Gast dazu. Es könnte
sehr spannend werden.

Haben Sie einen Lieblingsort?

Es gibt viele schöne Lieblingsorte. Aber Baden-Baden passt zu meinem Alter. Tschechow und Turgenew liegen hier begraben. Wenn man sein
Alter so ausklingen lassen kann, dann hat es sehr viel.

Wie ist es mit einem neuen Buchprojekt, haben Sie schon eine Idee?

Ja, aber ich bin abergläubig. Es ist ein Buch aus der deutschen Geschichte und mein Verhältnis zu Amerikanern.

Es wird also kein lustiges Buch?

Man kann nicht immer nur den komischen Alten spielen.

Jetzt begeben wir uns in seichtere Gefilde. Witze aus dem Stegreif erzählen kann nicht jeder. Wir haben gehört, Sie beherrschen das ganz famos. Können Sie uns zwei, drei zum Thema „Wie meistere ich das Alter?“erzählen?

Nach dem Begräbnis von Reich-Ranicki erzählte ein Gast folgenden Witz: „Eine reife, üppige Dame gab eine Soiree. Sie trug einen Papagei auf der Schulter. Gäste kommen, darunter ein unverschämt gutaussehender, junger Mann. Sie zu ihm: ‚Junger Mann, wenn Sie mir sagen, welches Tier ich auf meiner Schulter trage, werden wir später den gigantischsten Sex haben, den Sie sich vorstellen können. ‘ Er darauf: ‚Ein Krokodil.‘ Sie entgegnet: ‚Das will ich gerade noch gelten lassen. ‘

Eine 100-Jährige feiert Geburtstag. Früher kam bei solchen Anlässen der Kanzler, heute nicht mehr. Stattdessen kam der Bürgermeister. Er findet die alte Dame topfit, gelenkig und geistig frisch vor. „Wie haben Sie das geschafft?“ Sie darauf: „Ich habe immer gesund gelebt, habe viel Spaß und viel Sex gehabt.“ Er: „Wann haben Sie das letzte Mal Sex gehabt?“ Sie: „1945 war es das letzte Mal.“ Er: „Das ist aber lange her.“ „Wieso?“, fragt sie und guckt auf die Uhr. „Es ist doch 20:15 Uhr.“

Ein 80-Jähriger kommt zum Arzt und sagt: „Herr Doktor, nach dem Sex habe ich immer so ein Pfeifen im Ohr.“ Daraufhin der Arzt: „Was erwarten Sie in Ihrem Alter – etwa Standing Ovations?“

Gibt es etwas, was Sie noch einmal unbedingt erleben möchten?

Im August, so Gott will, werde ich Großvater von Zwillingen von meiner Tochter. Ich gucke eher angstvoll, aber freudig, auf diesen Termin. Ich bin schon Großvater von Kindern des Sohnes, aber von der Tochter ist es etwas anderes; es ist viel näher.

Können Sie die Quintessenz Ihres Lebens in zwei oder maximal drei Sätzen umreißen?    

Ich wurde geboren. Ich habe auf die Summe unverdient gut gelebt, aber ich weiß, man soll den Tag nicht vor dem Abend loben.

Wir danken Ihnen ganz herzlich für dieses Gespräch und wünschen Ihnen gesunde Enkelkinder im August.

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