29. März 2024
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Die Strandkorb-Reportage

Gestrickte Socken und ein geschnitztes Seepferdchen ! Überall Aufbruchsstimmung an den Stränden. Erste Cafés haben schon geöffnet und servieren Eiskreationen in Strandkörben. Eifrig werden einige Villen renoviert und die Strandkorbbesitzer machen ihre Häuschen hübsch, bevor die Körbe wieder ihre angestammten Plätze auf dem Sand einnehmen. Wir besuchen die Strandkorbvermietung Frank in Niendorf.

Sabine Frank erzählt, dass schon ihre Urgroßeltern von 1920 bis 1974 ihre Körbe jedes Jahr zur Saison in Timmendorfer Strand aus dem Winterlager holten. Die Vermietung des begehrten Urlaubsutensils hat Tradition in der Familie ebenso wie die Fischerei. Ihr Vater, Heiner Krüger, fischt heute noch und schnitzt nebenbei Krebse, Fische, Seepferdchen und Schlüsselanhänger für die Strandkörbe. Sie hängen ordentlich an einem Board an rotweiß-gestreiften Bändern. Und seit dem letzten Winter schnitzt Krüger mit seinem 14-jährigen Enkel, Ole, Basic-Jollen. Ein Strandkorbgast hat ihn auf die Idee gebracht. Jetzt tauschen sich die beiden aus und es werden immer mehr, die im Sommer zur ächsten Regatta zu Wasser gelassen werden können.
„Langeweile kommt nicht auf“, sagt Sabine Frank und fügt hinzu: „Es ist immer was los.“ Mal kommen die Kinder vom Quiesel-Haus, der Kindertagesstätte, buddeln im Sand und bestaunen die Flundern und Krebse. Mal kommen die Feuerwehrleute und sonnen sich, bis der Pieper geht. Man sei Seelsorger und Eheberater und bekomme Gespräche mit, die man eigentlich gar nicht hören wolle. „Wir haben auch schon Schweinswale vor der Küste gesichtet und mein Vater fing einen Thunfisch. „Der hat lecker geschmeckt“, sagt die junge Frau. Seine Flosse ziert jetzt als Andenken den geschnitzten Fisch aus Holz. Viele Familien kommen immer wieder und man sieht die Kinder aufwachsen. Sie erinnere sich an ein Ehepaar mit kleinen Kindern, die immer ganz früh bei Sonnenaufgang erscheinen, den Strandkorb nutzen, picknicken und wieder gehen, wenn die meisten Gäste kommen.
Der Himmel blau mit leicht diesigem Schleier und ein eisiger Wind rüttelt an den Fahnenmasten. In Pelzerhaken ist noch nicht viel los. Drei Paare bevölkern die Seebrücke, zwei gehen zügig ans Brückenende, das Entenpärchen zieht es vor, sich zu putzen, während eine Böe das Gefieder aufplustert. Wir sind verabredet mit Sabine und Michael Kröger, die einige ihrer Strandkörbe linkerhand der Brücke erstmals zu Ostern auf dem Sand platzieren werden. „Nicht irgendwo“, sagt der „Chef“, der Ehemann von Sabine. Viele Gäste, die immer wieder kommen, wollen „ihren“ Korb und sind enttäuscht, wenn der nicht steht, wo sie es vermuten oder gar noch eine andere Nummer hat. Gern erinnern sich die beiden Strandkorbvermieter an ein älteres Ehepaar. „Wenn keiner am Strand war, die Bölcks waren immer da, von 10 bis 16 Uhr, bei Wind und Wetter. Die waren mit allem ausgerüstet vom Regenschirm bis zum Tee und dazu gab’s einen Lütten Rum“, meint Michael Kröger und schmunzelt. Über die Dauerstrandkorbleute gebe es so manches zu erzählen, „die Frischlinge haben keinen Plan“. Sabine fällt die Geschichte mit den gestrickten Socken ein und zeigt auf die leuchtend orangefarbenen Strümpfe ihres Mannes. „Unser Schrank ist voll davon“, sagt sie. Eine Dame, die jedes Jahr kommt, bringt gleich zu Beginn ein Paar als Geschenk mit und setzt sich dann in den Strandkorb, um sich die Zeit mit einem weiteren zu vertreiben. „Über manches kann man sich aber auch ärgern“, sagt der Chef und meint die wandernden Strandkörbe. Das sei eine Mistarbeit, die wieder an die angestammten Plätze zu bringen. Einmal sei einer spurlos verschwunden. Erst nach langem Suchen sahen sie eine Kiepe aus dem Sand schauen. Da wollten sich ein paar Leute eine Burg bauen. „So ein Korb ist für viele eine Anlaufstelle. Wenn die morgens angewackelt kommen und der ist nicht da, bricht eine halbe Welt für die zusammen“, so Kröger.

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