29. März 2024
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Die Freuden der analogen Urlaubsfotografie

Ist das der Eiffelturm oder nur ein Baugerüst? Wenn Onkel Jürgen und Tante Ellen nach einer ihrer vielen Reisen zur obligatorischen Diashow einluden, war oft Rätselraten angesagt. Die verwackelten und unscharfen Aufnahmen, die da auf Film gebannt wurden, ließen reichlich Spielraum für Interpretationen.

Mittlerweile sind die beiden auf die deutlich bequemere Smartphone-Knipserei umgestiegen. Erst gestern erreichte unsere Familien-WhatsApp-Gruppe ein Foto, das die Weltenbummler an irgendeinem Traumstrand in Thailand zeigt. Im Vordergrund sind die gut gebräunten Gesichter von Jürgen und Ellen knackscharf abgebildet, dahinter sieht man dank künstlichem Bokeh-Effekt schemenhaft die bunten Fischerbötchen, kräftigen Palmen und tiefblauen Wellen des Indischen Ozeans. Schon beeindruckend, was diese einstmals als Telefon erdachten Geräte inzwischen für Aufnahmen zaubern. Musste sich der geneigte Hobbyfotograf früher noch mit Blende, Belichtungszeit und dem für den Anlass passenden Film herumschlagen, so übernimmt die Smartphone-Software heute einen Großteil der Arbeit. Heraus kommen so pro Urlaub mehrere hundert perfekte Fotos, die direkt nach dem Auslösen mit Freunden und Familie geteilt werden können.

Diente der Schnappschuss früher lediglich der Beweisführung, wirklich an einem bestimmten Ort gewesen zu sein, so hat sich gerade in meinem Bekanntenkreis inzwischen ein wahrer Wettstreit ums beste Urlaubsbild entwickelt. Auf Facebook, Instagram und Co. tauchen immer neue, technisch perfekte, aber irgendwie todlangweilige Fotos auf, deren einziger Zweck es zu sein scheint, den Neid des Betrachters auszulösen. Wie schön muss es gewesen sein, als man im Urlaub noch Menschen und Landschaften auf sich wirken lassen konnte und nur bei wirklich besonderen Motiven die analoge Kamera hervorholte, um den Moment festzuhalten. Für den nächsten Urlaub mit meiner Freundin werde ich Onkel Jürgen fragen, ober er mir seinen im Schrank vor sich hin staubenden Fotoapparat einmal ausleiht. Ganz gleich ob das wirklich ein bewussteres Reisen mit sich bringt, oder ob ich nach einigen verhunzten Filmrollen feststellen muss, dass früher doch nicht alles besser war – den Versuch ist es wert. pa

© Foto: Gregg Eisenberg / depositphotos.com

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