Auch wenn der Sommer eher mäßig war, verdrücke ich zu dessen Ende wie jedes Jahr die eine oder andere Träne. Ich kann es nicht leugnen: Ich hasse die norddeutsche Übergangszeit, also die Monate von Mitte September bis Ende Mai. Nun beginnt sie also wieder, die Zeit von Regen, Kälte, Dunkelheit und (wenn wir Glück haben) auch ein bisschen Schneematsch. Anfang dieser Woche habe ich die Heizung angestellt, gestern bin ich zum ersten Mal mit Mütze aus dem Haus gegangen. Und bei jedem letzten Sonnenstrahl, bei jedem Zucken des dem Tode geweihten Patienten namens Sommer überkommt mich ein Gefühl wie bei Klassenarbeiten in der Schule. Nicht selten suchte ich 40 Minuten nach Inspiration, blickte aus dem Fenster oder malte mir in Gedanken aus, welches Videospiel ich mir am Nachmittag zu Gemüte führen sollte. Wenn der Lehrkörper die letzten fünf Minuten ausrief, wich das Motivationsproblem schlagartig einem Zeitproblem und ich versuchte zu retten, was noch zu retten ist – oft mit bescheidenem Erfolg.
Nun, da das Thermometer immer öfter in den einstelligen Bereich rutscht, drängt sich mir die Frage auf: Hätte ich die warmen Tage nicht besser nutzen können? Wie oft war ich eigentlich am Strand? Das kann ich wohl an der Hand eines der Männer vom Sägewerk abzählen. Grillen mit Freunden? Fehlanzeige. Sport an der frischen Luft? Die Wölbung in meiner Körpermitte scheint „viel zu wenig“ schreien zu wollen, aber immerhin konnte sie sich in den letzten Wochen und Monaten nicht über einen Mangel an Eis beklagen. Kurzum: Ein erfüllter Sommer sieht wohl anders aus. Aber es ist ja noch nicht zu spät. Vielleicht lade ich am kommenden Wochenende Nachbarn und Freunde zu einem letzten Grillfest im Garten ein, zu einem letzten Hurra, bevor Kälte und Dunkelheit Einzug halten. Meine bessere Hälfte könnte Cocktails mixen und ich das in diesem Jahr unbenutzte Planschbecken endlich seiner Bestimmung zuführen. Ach, das wird herrlich! pa
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