E-Bikes sind was ganz Tolles. Sie schonen die Umwelt, fördern die Gesundheit und erhöhen den Tourenradius im Vergleich zum normalen Fahrrad beträchtlich. Kurzum: E-Bikes sind vollwertige Verkehrsmittel, die auch noch jede Menge Spaß machen. Als freier Journalist ist es seit dem Aufkommen elektronisch unterstützter Räder mein Job, deren Vorzüge in unterschiedlichen Publikationen zu preisen. Persönlich hatte ich bis vor Kurzem nie viel von den Dingern gehalten. Da war ich wohl einfach zu sehr Fahrrad-Romantiker.
Mein 3-Gang-Drahtesel von Hercules bringt mich per Muskelkraft schließlich auch überall hin, ganz ohne Motor und giftige Akkus. Als Rentnerfahrzeug ließ ich mir so ein E-Bike ja gerade noch gefallen. So haben sich meine Eltern kurz vor ihrem 70. Geburtstag ein Fahrrad mit Elektro-Doping gegönnt. Bei der ersten gemeinsamen Ausfahrt zum Strand konnte ich mich eines gewissen Neides nicht erwehren. Während mir gegen Ende der rund zehn Kilometer langen Strecke der Schweiß in Sturzbächen übers Gesicht lief, fragte meine Mutter: „Wollen wir noch ein Stück fahren. Es ist grad so schön und bis Sierksdorf sind es nur noch vier Kilometer.“ Ich verneinte und ließ die beiden Oldies alleine auf ihren Schummelbikes weiterradeln. Stattdessen kaufte ich mir ein Eis und machte es mir am Strand gemütlich. Nach dieser Erfahrung wischte ich meinen Stolz beiseite und fragte meinen Vater einige Tage später, ob er mir sein High-Tech-Gefährt mal ausleihen könne.
Ich setzte mich also auf das Rad, um einen Freund zu besuchen und testete dabei alle Unterstützungsstufen von Eco bis zum Super-Turbo-Boost, der auch den steilsten Anstieg zum Kinderspiel machte. Als ich mich nach einigen Stunden wieder auf den Weg machte, trug mich das Bike durch nach und nach stärker werdenden Regen und Wind nach Hause. Ich gebe es ungern zu, aber vieles von dem, was die Werbeindustrie über elektrisierte Räder sagt, stimmt tatsächlich. Es wird nicht das letzte Mal sein, dass ich meinen Vater nach seinem E-Bike frage. pa