Vor Kurzem hat meine Stammkneipe eine Vermisstenanzeige in der Zeitung aufgegeben. Man machte sich offenbar Sorgen, da ich mein zweites Wohnzimmer schon seit geraumer Zeit nicht mehr betreten hatte. Wie konnte es dazu kommen? Als Deutschlands Schankwirtschaften im vergangenen Jahr ihre Türen aus wohlbekannten Gründen schließen mussten, war die Verzweiflung zunächst groß. Dass sich ein amtlicher Vollrausch im heimischen Wohnzimmer nicht mit den Norm- und Wertvorstellungen meiner besseren Hälfte vereinbaren ließ, dessen wurde ich mir schnell gewahr. Neue Formen der Freizeitgestaltung mussten her. War der Begriff „Spaziergang“ in meinem Geiste bisher fest als schnarchiges Hobby der Generation Ü-80 verankert, so finde ich mittlerweile Gefallen an ausgedehnten Touren durch den heimischen Forst.
Sogar für Yoga konnte mich meine Freundin begeistern, oder zumindest überreden. Beim Skorpion im Kopfstand hapert es noch ein wenig, aber ich gebe nicht auf. Japanisch-Online-Kurs, Fahrradfahren, Aquarellmalerei, Kuchen backen, endlich den Zauberwürfel lösen und Gartenarbeit – die Liste ließe sich endlos fortführen. Während mein aufkeimender Tatendrang vom Freundeskreis wohlwollend zur Kenntnis genommen wurde, löste mein neuester Zeitvertreib gemischte Reaktionen aus. „Hast du noch Sex oder golfst du schon?“, fragten die einen. „Das ist doch Golf für Arme“, behaupteten die anderen. Die Rede ist von SwinGolf. Ohne Platzreife, karierte Hosen und elitäres Gehabe wird dabei mit nur einem einzigen Schläger der größere und weichere Ball in Richtung eines Loches in Pizzagröße geprügelt. Das macht wider Erwarten richtig Laune. Und das Beste dabei: Dank eines Bollerwagens ist das nächste Bier stets nur eine Armlänge entfernt. Spazierengehen, sportliche Betätigung und Alkoholgenuss im Freien – wer sagt, man könne nicht alles haben im Leben, hat einfach noch nie SwinGolf gespielt. pa
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