Wer dieser Tage die Nachrichten in der Glotze schaut, muss schon einen Hang zum Masochismus haben oder emotional so abgestumpft sein, dass ihm das Elend dieser Welt am Allerwertesten vorbeigeht. Krieg in der Ukraine, Zwangsarbeiter auf Katars WM-Baustellen, ungebremste Inflation und immer wieder der Klimawandel.
Gefühlt kommen die Einschläge immer näher und werfen nun auch bei mir die eine oder andere unangenehme Frage auf, die ich mir vor zwei, drei Jahren nicht gestellt hätte. Soll ich die Fußball-WM verfolgen oder boykottieren? Wie lange werde ich mir als schlecht bezahlter Schreiberling noch Luxus wie Restaurant- oder Kinobesuche leisten können? Ist es ethisch vertretbar, zu seinem Privatvergnügen um die ganze Welt zu fliegen? Ich war nämlich noch niemals in New York, würde das aber gerne nächstes Jahr nachholen.
In allen Entscheidungen und Überlegungen schwingt in letzter Zeit ein Gefühl von Zukunftsangst oder schlechtem Gewissen mit. Neulich habe ich einen Beitrag von Spiegel online gelesen. Darin forderte der Redakteur seine Journalistenkolleginnen und -kollegen auf, auch mal zu sagen, was gut ist – etwa, dass Deutschlands Siebentageschnitt bei den Coronafällen auf einem Jahrestief ist, dass die Spritpreise wieder fallen oder dass Weihnachten vor der Tür steht. Recht hat der Mann. Was soll all diese Schwarzmalerei? Mir und meiner Familie geht es doch gut.
Mein Sohn feiert im Dezember seinen Geburtstag. Ich freue mich auf den einen oder anderen Glühwein mit Kumpels auf dem Lübecker Weihnachtsmarkt. Und vielleicht gehe ich davor noch in die Kneipe, um Fußball zu gucken. Das soll nicht heißen, dass mir alles egal wäre, aber mit ein wenig Gleichmut gegenüber Dingen, die ich nicht ändern kann, lässt sich das Leben leichter ertragen. In diesem Sinne: Eine schöne Weihnachtszeit! pa