Es ist Dezember und doch ertappe ich mich manchmal noch dabei, wie ich im Kleiderschrank nach Shorts und Hawaii-Hemd greife. Die Vorstellung, in wenigen Wochen Weihnachten zu feiern mit Christbaum, Lieder singen, Geschenken und, was noch alles dazugehört, will nicht so recht mit meiner Gefühlslage korrespondieren.
Haben meine Frau, die Kids und ich nicht letzte Woche noch in der Ostsee gebadet, hat mein Kumpel Thomas nicht kürzlich noch zum Grillen eingeladen und habe ich mich nicht gestern erst gesorgt, ob noch genügend Sonnencreme im Hause ist? Der holländische Meteorologe Rudolf Wijbrand Kesselaar – dem einen oder anderen besser bekannt als Rudi Carrell – warf einmal die Frage auf: „Wann wird´s mal wieder richtig Sommer?“ Würde er heute noch leben, er hätte seine Antwort gefunden. Doch während Carrell auf Sonnenschein von Juni bis September hoffte, schien sich das Wetter zu denken: „Ach, dieses Jahr lassen wir Fünfe gerade sein und überspringen einfach mal den Frühling. Sommer macht doch eh mehr Spaß!“
Bereits im April erreichte das Thermometer erstmals Werte jenseits der 25 Grad-Marke. Da ist es nicht verwunderlich, dass dieser Monat der wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen von 1881 war. Das gute Wetter schien Gefallen an Deutschland zu finden und so bescherte die Hitzewelle selbst Freibädern im Norden Besucherrekorde, während der Eiscreme-Konsum ungeahnte Dimensionen erreichte. Für die Krönung des Sommers, der kalendarisch noch nicht einmal begonnen hatte, sollte ab dem 14. Juni eine Fußballveranstaltung in Russland sorgen. Dass sich unsere Elf als Gruppenletzter sang- und klanglos aus dem Turnier verabschiedete, war angesichts der Temperaturen zu verschmerzen. Letztlich ist das Gekicke doch eh nur die Begleitmusik für ein entspanntes Grillen im Kreise von Freunden und Familie.
Die Wurst sollte auch ohne Fußball munden. Natürlich gab es auch jene, denen die nicht enden wollende Hitze so gar nicht schmeckte. Unzählige Landwirte legten Anträge auf Dürrehilfe ein. Die meisten Menschen aus meinem Umfeld hatten jedoch viel naheliegendere Probleme. Wo kriege ich jetzt noch einen Ventilator für das Büro her? Warum hat es in diesem Jahr wieder nicht mit der Strandfigur geklappt? Wieso habe ich das Bier nicht kaltgestellt? Mit Beginn des kalendarischen Herbstes wurden bereits erste Abgesänge auf den nun endenden Sommer formuliert, doch dieser wollte sich einfach nicht geschlagen geben und feierte letztendlich mehr Comeback als Jesus und Take That zusammen. Es war schon ein wenig skurril, als die tiefstehende Sonne selbst Mitte Oktober noch die Kraft aufbrachte, die Temperaturen auf über 20 Grad zu katapultieren, und förmlich dazu einlud, in Shorts und T-Shirt mit dem Hund durch die goldenen Wälder zu spazieren. Nach rund sechs Monaten, in der so mancher längst vergessen hat, wie eine Jacke aussieht, geschweige denn, welchen Nutzen ein derartiges Kleidungsstück zu erfüllen hat, soll das nun alles vorbei sein? Von Badehose zu Thermojeans, von gekühltem Pils zu Glühwein in wenigen Wochen – daran kann ich mich einfach nicht gewöhnen. Vielleicht kommt der Sommer ja doch noch mal zurück. Das wäre wohl wahrscheinlicher als weiße Weihnachten pa
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