Kein Bock auf Weihnachten! Dieses Gefühl überkam mich bereits Ende August, als der Supermarkt um die Ecke wie selbstverständlich Lebkuchen, Spekulatius und Marzipankugeln feilbot.
Es verstärkte sich mit dem jüngsten Besuch auf dem Weihnachtsmarkt bei spätsommerlichen 13 Grad und jedem Werbespot, der auf schamlose Weise versucht, eine Kommerzveranstaltung als Fest der Liebe zu deklarieren. Geht die Erfindung von Weihnachten nicht sogar auf das Konto von Coca Cola, oder war es nur das rote Outfit des Weihnachtsmannes? Wer weiß schon so genau, warum wir Weihnachten überhaupt feiern, warum wir Jahr für Jahr im Kreis der Familie zusammenkommen, um uns zu streiten, Lieder über einen Kerl namens Jesus zu singen und Geschenke zu verteilen, die nach den Feiertagen sowieso wieder umgetauscht werden? Einfach mal blau machen und das norddeutsche Schmuddelwetter gegen tropische Wärme eintauschen – das wär´s doch. Vor meinem inneren Auge sehe ich meine Frau und die Kids im azurblauen Wasser des Indischen Ozeans planschen, während ich mir im Schatten einer Palme meinen Cocktail schmecken lasse.
Ich sehe uns auf Elefanten reiten und nach einem abwechslungsreichen Tag köstliches Pad Thai genießen. Jedoch sehe ich nicht meine Eltern, die so tun als wäre meine verbrannte Ente ein sterneverdächtiges Geschmackserlebnis. Ich sehe nicht meine Oma, der beim gemeinsamen Singen eine Träne über die Wange kullert und ich sehe nicht meinen Opa, der unseren Nachwuchs dann und wann mit dem falschen Namen anspricht, aber immer ein gütiges Lächeln übrig hat. Ich sehe keine funkelnden Kinderaugen, wenn der Kleine sein neues Spiel für die Playstation auspackt und die Große uns stolz präsentiert, mit wie viel Hingabe sie den Baum geschmückt hat. Und das Schlimmste von allem: Wie sollen wir „Kevin allein zu Haus“ im Urlaub schauen? Auf dem mickrigen Tablet ist das doch nur das halbe Vergnügen. Je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr freue ich mich auf das Weihnachtsfest – so stressig, vorhersehbar und wundervoll es auch werden mag. pa
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