Irgendwo zwischen Stichsägeblättern, Fischer-Dübeln und Winkelschleifern ist es zu finden – das ganz große Glück. Zumindest für Menschen im Besitz des Y-Chromosoms scheint das zu gelten. So ein Baumarkt ist nicht nur der Platz, an dem männliche Schaffenskraft ihren Anfang nimmt, sondern auch ein fast schon meditativer Rückzugsort.
„Schatz, ich hab das Gefühl, der Tisch wackelt“ oder „Soll ich dir mal wieder ein neues Regal bauen?“ Wenn es um Vorwände für einen Baumarkt-Besuch geht, läuft Mann zu Höchstform auf und zeigt sich von ungeahnter Kreativität. Oberflächlich betrachtet, ließe sich der Heimwerkermarkt als maskulines Pendant zum Schuhgeschäft der Frau beschreiben. Doch es ist mehr als das. Beim gemütlichen Schlendern durch die Reihen, vorbei an Hochdruckreinigern, Schlagbohrmaschinen und anderem schweren Gerät, sind Männer ganz bei sich. Hier können sie die Gedanken kreisen lassen. Der eigentliche Anlass des Besuchs entschwindet in weite Ferne, gibt es doch so viel zu entdecken im Werkzeugwunderland. „Toll, ein Ringschlüssel mit Gelenkratsche. Damit komm ich ja viel besser an die Glühkerzen bei meinem alten Bulli ran“, schießt es dem Flanierenden durch den Kopf. Einige Abteilungen später erreicht die Lustwandelei ihren emotionalen Höhepunkt. „Geil, wie schnell und einfach könnte ich mit diesem Hydraulikspalter das ganze Feuerholz im Garten für den Kamin klein machen? Ob man den auch mieten kann?“
Die von Werkzeugen ausgehende Faszination ist pur und wahrscheinlich über jeglichen Erklärungsansatz erhaben, Frauen bleibt sie ohnehin verschlossen – ganz im Gegensatz zu den findigen Werbeagenturen der Baumärkte, deren Spots eine dankbare Zielgruppe ansprechen. Kernige und von ehrlichem Arbeiterschweiß bedeckte Typen, die voller Hingabe in ihrem Projekt aufgehen – so oder zumindest so ähnlich wie in der Werbung sind heimwerkende Männer schließlich!
Liedermacher Reinhard Mey setzte dieser besonderen Spezies ein augenzwinkerndes musikalisches Denkmal mit dem so simplen wie treffenden Titel „Männer im Baumarkt“. Darin heißt es: „Sie treibt ein unbänd’ges Verlangen, gierig mit glühenden Wangen zu Kneif-, Flach- und zu Rohrzangen. Kuscheln mit Gartengeräten, Träumen vom Hacken und Jäten.“ Da soll noch mal jemand sagen, Männer hätten keinen Sinn für Romantik.