29. März 2024
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Mein Niendorf/Ostsee! Paradies direkt am Meer – ein rückblick

Wir wohnten im Warmbad damals in den 60er-Jahren, direkt an der Strandstraße. Einmal über die Straße, schon waren wir an der See. Unser Spielplatz hatte beträchtliche Ausmaße und dehnte sich vom Strand rund um die Seebrücke über das Brodtener Ufer bis ins Achterland aus.

Je nach Lust und Jahreszeit hielten wir uns mal hier und mal dort auf. Für Waldspiele wählten wir den nahe gelegenen Kurpark mit Teich und die Räuberkuhle. Aber auch das zweigeschossige Haus mit dem Innenhof, in dem wir wohnten, eignete sich hervorragend für unsere Zwecke, denn es verfügte, genau wie einige Nachbarhäuser, über Flachdächer. Zum Sonnen und Verstecken war das ideal. Im Innenhof veranstalteten wir regelmäßig unsere Zirkusshow mit wechselnden Programmen von der Clownsnummer bis hin zur Radakrobatik. Der Eintritt kostete so um die 10 Pfennige, die wir kurzfristig ansparten und beim Kiosk gegenüber für weiß-rote Lollies, die nach Pfefferminz schmeckten, oder große Salmis wieder ausgaben. Wir mochten diesen für uns aus zwei Teilen bestehenden Laden mit dem abgewetzten Holzfußboden. Auf der Seite für Erwachsene lagen Zeitungen und Zeitschriften aus. Auf der Kinderseite gab es natürlich Süßigkeiten. Und da es nicht üblich war zu naschen, es gab schon gesüßte Nachspeisen und manchmal ein frisches Ei mit Zucker und geschlagenem Eiweiß, hatte der Kiosk eine magische Anziehungskraft für uns. Manchmal konnten wir unser karges Taschengeld aufbessern, in dem wir Weinbergschnecken sammelten. Vater brauchte sie zum Angeln. Einmal hatten wir wirklich eine sehr große Menge dieser Schnecken fleißig in verschiedene Beutel gesteckt und diese verknotet. Über Nacht lagen sie in unserem Badezimmer und am nächsten Morgen fanden wir das ganze Bad übersät mit kriechenden Schnecken. Wir hatten es nicht weit zur Schule und zum Einkaufen für den täglichen Bedarf. Unsere Mutter gab uns eine rosafarbene Milchkanne und eine aus Metall in die Hand. Der Krämer, der sich nur zwei Häuser neben dem Bäcker befand, schöpfte uns Milch und Buttermilch aus riesigen Kannen in unsere Gefäße. Auf dem Rückweg probierten wir manchmal die Sache mit der Fliehkraft aus und schleuderten die Kannen herum. Genau wie das ehemalige Warmbad, in dem Kuranwendungen wie Moorbäder angeboten wurden, steht heute unsere Schule nicht mehr an ihrem Platz. Die Lehrer waren streng und der Rektor hatte die Angewohnheit zu strafen, in dem er ungehorsamen Kindern mit dem Rohrstock auf die Finger schlug oder deren Ohrläppchen herumdrehte. Doch das ist eine andere Geschichte.

Sehr interessant für uns Kinder war die Wasserski-Seilbahn; doch leider durften wir nur zuschauen, wie die Leute mir ihr übers Wasser flitzten. In einem Artikel in der Eutiner Zeitung vom 15.08.1963, den uns freundlicherweise Hartmut Schwarz (ehrenamtlicher Mitarbeiter vom Archiv in Timmendorfer Strand) herausgesucht hat, steht, dass erstmalig in der Bundesrepublik eine Wasserski-Seilbahn damals eingerichtet wurde. Das Wasser- und Schifffahrtsamt Lübeck nahm die „echte Attraktion“ ab und Ingenieur Bruno Rixen drehte fünf Ehrenrunden. Immerhin erreichte man mit der Seilbahn eine Geschwindigkeit von 40 bis 60 km/h. Leider konnten wir nicht herausfinden, wie teuer der Eintritt gewesen ist, aber dass „volkstümliche„ Preise kassiert wurden, um den Wasserskisport jedem zugänglich zu machen.
Niendorf/Ostsee war halt schon damals top und angesagt!

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