16. April 2024
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Smigus dyngus

Ach du dickes Ei – schon wieder Ostern!
Lachten uns nicht gerade erst die Weihnachtsmänner aus den Regalen der Supermärkte an? Aber wer weiß, vielleicht haben sie sich ganz einfach in Osterhasen verwandelt. Wer kennt schon die genauen Wege, die die Waren der Lebensmittelbranche zurücklegen. Nichtsdestotrotz oder gerade deshalb lassen wir uns das Osterfest am vorletzten Aprilwochenende nicht verderben. Schon gar nicht, wenn die frühlingshaften Temperaturen uns weiter beglücken. Dann geht es nämlich mit Kind und Kuchen, zu zweit oder mit Freunden raus in die Natur zu einem Picknick im Grünen. Während die Lütten sich garantiert noch über versteckte Häschen freuen, genießen Sie die ersten Blüten der Rapsfelder und das lebhafte Treiben an der Lübecker Bucht.

Das Osterfest wird in Europa ganz unterschiedlich begannen. Bei uns ist es immer noch üblich, dass der Osterhase im Gras und hinter Büschen Schokoladeneier versteckt. In vielen Familien werden Eier bunt bemalt und Zweige mit erstem Grün damit geschmückt.  Dieser Brauch reicht übrigens in früheste Zeiten zurück. Bereits bei den alten Ägyptern wurden Eier verziert und standen für das Keimen neuen Lebens. Als christliches Fest erinnert Ostern an die Auferstehung Christi. Und mit dem Fest endet die  wochenlange Fastenzeit, in der eben auch keine Eier gegessen werden durften. Heute erfährt das Fasten eine Renaissance und viele Menschen verzichten auf Süßigkeiten, Alkohol oder Fleisch. Zu Ostern darf es dann ruhig wieder etwas üppiger werden. In so mancher Küche herrscht Hochbetrieb und Hefezöpfe und Osterkringel werden gebacken. Lammbraten brutzeln im Backofen und erster Spargel wird geschält.
Wenn wir uns in Europa ein wenig umschauen, stoßen wir auf die eine und andere skurrile österliche Tradition. In Polen, beispielsweise, ist es üblich, dass sich die Menschen mit Wasser bespritzen. Doch der Reihe nach: Zunächst wird am Ostersamstag ein Korb mit bemalten Eiern, Kuchen, Brot, Salz, Süßigkeiten und weißen Würsten gefüllt. Dieser wird am Ostersonntag in der Kirche gesegnet. Bis dahin verlaufen die Festtage noch in „geordneten“ Bahnen. Doch am Ostermontag geht es beim „Smigus-dyngus“, dem polnischen Osterbrauch, schon temperamentvoller zu. Im ganzen Land besprengen sich Alt und Jung mit Wasser, wobei die jungen Männer außer Rand und Band geraten und ganze Eimer voll der Erfrischung, insbesondere auf die Mädchen, schütten. Auch die Feuerwehr unterstützt tatkräftig mit Schläuchen. Diese kulturelle Eigenheit stammt noch aus slawischer Tradition. Auch in der Slowakei, Tschechien und Ungarn wird der „gegossene Montag“ gefeiert. In letzterem Land ist es üblich, dass die Männer Frauen aus der Familie und dem Freundeskreis besuchen, um sie in diesem Fall aber mit Parfüm zu besprengen und ganz sanft mit einer geschmückten Rute zu berühren. Den Erwählten sollen Gesundheit und Schönheit erhalten bleiben. Als Dank werden die Herren der Schöpfung reichlich mit Kuchen, Ostereiern und Alkoholischem bewirtet. Auf diesen Tag freut sich auch die ungarische Polizei immer besonders, denn dann regnet es statt Duftwasser Knöllchen.
Ganz anders macht man es in Bulgarien. Dort werden die Eier nicht etwa versteckt, sie werden gekocht und nach der Messe an die Kirchenmauern geworfen. Auch ist es üblich, sich gegenseitig damit zu beschmeißen. Besonderes Glück hat derjenige, dessen Ei nicht zerbricht. Er wird gesund und erfolgreich durch das nächste Jahr gehen. In Schweden geht es „gesitteter“ zu. Die Kinder verkleiden sich als „Osterweiber“ und laufen mit Röcken  und Kopftüchern durch die Straßen. An den Haustüren wird um Süßigkeiten gebettelt. Zum Dank gibt es selbstgemalte Osterbilder.
In Finnland schlagen sich Freunde und Familienangehörige mit Birkenruten auf den Rücken. Eigentlich sollte das mit Palmwedel geschehen, denn damit wurde Jesus beim Einzug in Jerusalem begrüßt. Da es aber in Finnland zu kalt für Palmen ist, greift man auf Birkenzweige zurück. An Ostersonntag ziehen die finnischen Kinder laut krakeelend durch die Straßen, um den Winter zu verscheuchen. Ganz anders wird in Irland gefeiert. Auf den Straßen finden Tanzwettbewerbe statt. Die Gewinner erhalten Kuchen. Eigenwilliger ist der symbolische Brauch der Heringsbegräbnisse. Am Ostersonntag wird damit das Ende der Fastenzeit eingeläutet. Denn in dieser war der Fisch Hauptbestandteil der Mahlzeiten. In Großbritannien berühren sich die Menschen gegenseitig mit Weidenkätzchen; das soll Glück für das kommende Jahr bringen. Wie die Österreicher es schaffen, dass zu Ostern alle Kirchenglocken nach Rom fliegen, ist ihr Geheimnis. Auf dem Rückweg jedenfalls bringen sie Süßigkeiten für die Kinder mit.
Womit bewiesen ist, dass nicht nur der Osterhase die bunten Eier bringt. In einigen Teilen der Schweiz ist dafür der Kuckuck zuständig, in Westfalen teilweise der Osterfuchs. Der Storch bringt in Thüringen nicht nur die Babys, sondern auch die Ostereier. In Böhmen gar ist der Hahn verantwortlich für diese bedeutungsvolle Aufgabe, was einerseits einleuchtend ist. Andererseits müsste der Henne die Ehre zuteil werden. Wie es dazu gekommen ist, dass der Hase dazu auserwählt wurde, die österlichen Gaben zu verstecken, ist unter Geschichtsforschern nicht eindeutig geklärt. Angeblich wird der Osterhase zum ersten Mal vom Medizinprofessor Georg Franck von Franckenau im Jahr 1682 in der Abhandlung „De ovis paschalibus“- von Oster-Eyern“ erwähnt. In Oberdeutschland, der Pfalz, dem Elsass und einigen Teilen Westfalens soll es den Brauch gegeben haben, dass der Osterhase die Eier in Gärten im Gras und Gesträuch versteckte. Zur Belustigung der Erwachsenen suchten die Kinder danach und merkten nicht, dass ihnen ein Hase aufgebunden wurde. Spätestens im Mittelalter, wenn nicht schon früher, ist in verschiedenen europäischen Ländern die Verbindung des christlichen Osterfestes mit dem Ei als Sinnbild bekannt.
In vielen mittelalterlichen Bildwerken taucht der Hase als Auferstehungssymbol auf. Es ist bekannt, dass sich das Langohr rapide vermehrt, wenn ihm nicht der Lebensraum genommen wird. So war er auch Symbol der Fruchtbarkeitsgöttin Eostre, die das Fest Ostara im Frühjahr feierte. Es gibt noch mehr zu berichten über Ostern, Eier und Hasen. Woher der „Falsche Hase“ seinen Namen hat, ist auch nicht eindeutig geklärt. Aber jedenfalls benötigt man für diesen deutschen Braten neben Hackfleisch hartgekochte Eier. Aber es gibt auch richtig teure Eier. Sie wurden einst in Russland vom Goldschmied des Zaren Alexander III, Carl Fabergé, hergestellt. Ab dem Jahr 1885 fertigte der Juwelier im Auftrag des Herrschers sage und schreibe 50 wertvolle österliche Eier. Das besonders wertvolle goldene „Krönungsei“ beinhaltet eine Miniatur-Nachbildung der Kutsche, in der die Zarin zur Krönung fuhr. 18 bis 24 Millionen Dollar ist es wert. 2004 kaufte es, zusammen mit acht weiteren Eiern, der russische Ölmagnat Viktor Wekselberg für 80 Millionen Euro der amerikanischen Forbes-Samlung ab. Bekannt und beliebt sind auch die Osterfeuer an der Ostseeküste, die dem Winter den Garaus machen sollen. Bei dem heidnischen Brauch wurden große Scheiterhaufen entzündet, die auch für eine gute Ernte sorgen sollten. Später übernahmen die Christen die Tradition, entfachten und segneten in der Osternacht Feuer. Die Gemeinde versammelte sich darum, dann entzündete der Priester die Osterkerze, die dann in die dunkle Kirche getragen wurde…. Haben Sie schon einmal etwas vom „Osterstiepen“ gehört? Wahrscheinlich hat der Brauch seinen Ursprung bei uns im Norden.
Kinder gingen am Ostersonntag am frühen Morgen von Tür zu Tür und sagten den kleinen Spruch auf: „Stiepe, stiepe Osterei, gibst du mir kein Osterei, stiep ich dir den Rock entzwei.“ Daraufhin erhielten sie bunte Eier und Naschzeug.
Eine Insel zum Träumen hat auch mit Ostern zu tun. Sie werden es schon erraten haben. Die Osterinsel liegt mitten im Südpazifik, 3200 Kilometer von Chile entfernt. Für einen Kurztrip ist ein Besuch eher nicht zu empfehlen, zumal sie nicht einfach zu erreichen ist. Entdeckt hat sie der Niederländer Jacob Roggeveen am Ostersonntag des Jahres 1722. Die Geschichte der monumentalen Steinfiguren ist bis heute rätselhaft geblieben. Heute leben 2800 Menschen auf der 165 km² großen Insel. Vielleicht planen Sie einen Osterurlaub im Jahr 2015, um den mysteriösen Monolithen auf die Spur zu kommen. Für dieses Osterfest wünscht Ihnen Ihr Magazin Lübecker Bucht himmlische Feiertage.

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